Termin

„Dina Draeger - No Names“ – Malerei und Fotoübermalungen

Ausstellung 09.06.2009–10.07.2009

Haus der Unternehmensverbände, Saarbrücken, Deutschland

Unter dem Titel „No Names“ präsentiert die galerie m beck vom 9. Juni bis 10. Juli 2009 im Haus der Unternehmensverbände in Saarbrücken 20 großformatige Fotoübermalungen von Dina Draeger. In ihnen gelingt es der 1966 in Veerßen geborenen Künstlerin, die beiden großen Tendenzen der Moderne – Fotografie und Malerei – zu eindrucksvoll plastischen Menschen-Bildern zwischen Realität und Fiktion zu verschmelzen. „Die Wirklichkeit mit der Wahrheit zu vergleichen ist mein immer währendes Experiment“, beschreibt Dina Draeger selbst den Ansatz ihrer aktuellen Werkserie, mit der sie in einer Zeit, in der Menschen längst nur noch als austauschbares und namenloses „Humankapital“ gehandelt werden, genau jenen Menschen ihre Würde als Individuum zurückgibt.

Ebenso spannend wie das Konzept ihrer ungewöhnlichen, an Ikonen erinnernden Portraits ist dabei auch der Entstehungsprozess dieser Arbeiten, an deren Anfang Reisen um die ganze Welt stehen. So fotografiert Dina Draeger rund um den Globus Bettler und Gaukler, Tänzerinnen, Marktfrauen, Alte und Kinder zunächst in ihrem alltäglichen Umfeld, um sie später im Atelier aus ihrem ursprünglichen Kontext zu lösen, einzeln vor einfarbigen Hintergründen zu arrangieren – und sie damit gleichsam als Individuen neu zu definieren. „Die Auswahl der Motive“, so die Künstlerin, „ist rein ästhetischer Natur. Meine Methode ist also, Entscheidungen zu treffen, statt Urteile zu fällen. Natürlich“, fügt sie hinzu, „ist dieser Vorgang genauso willkürlich wie ein Urteil, dennoch verstehe ich mich als Bildberichterstatterin meiner Umwelt“.

Indem sie ihre Charaktere auf diese Weise aus der Anonymität holt, sie – im Stil absolutistischer Idealportraits – auf große Leinwände überträgt und ihre überdimensionierten Abzüge anschließend übermalt, gelingt es ihr zugleich, der allgegenwärtigen „globalen Massengesellschaft“ ein Antlitz zu geben. Dabei erschließen sich hinter ihren – scheinbar – plakativen, einerseits unmittelbaren, andererseits rätselhaft erhöhten Menschen-Bildern bei näherer Betrachtung zwar allerlei Details und spannungsreiche Charakterkompositionen, bleibt Dina Draegers Bemühen um die einzelnen Persönlichkeiten jedoch bewusst zweischneidig: So drehen die von ihr portraitierten Personen dem Betrachter meist den Rücken zu, schreiten von ihm weg, wenden sich ab oder schauen teilnahmslos ins Nichts. Gerade dadurch jedoch laden sie ihn gleichzeitig ein, sie näher anzusehen, ihnen mit aufmerksamen Blicken zu folgen – und sich in ihnen letztlich selbst zu begegnen. In einer Welt, in der immer abstraktere Medien ein – bei aller augenscheinlichen Präsenz – immer abstrakteres Menschenbild entstehen lassen, erscheinen Draegers „human resources“ daher als Abbilder und Mahnmale einer vordringlich immer globaleren Massengesellschaft, in der sich die einzelnen Kulturen trotz aller vermeintlichen Nähe fremder denn je sind und das einzelne Individuum einsamer als je zuvor ist.

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