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"Gotha zieht an!" - Macht der Mode

Ausstellung 17.05.2009–25.10.2009

Schlossmuseum Gotha, Gotha, Deutschland

Das Schlossmuseum bietet mit „Macht der Mode“ einen Einblick in die wichtigsten Epochen der Geschichte der höfischen Mode vom ausgehenden Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Da originale historische Kleidung nur noch vereinzelt existiert, geben hauptsächlich Werke der bildenden Kunst, insbesondere Gemälde, Aufschluss über Veränderungen in der Kleidung. Die Herrscher- und Adelsbildnisse aus dem Schlossmuseum Gotha – ergänzt um eine originale Allongeperücke (ca. 1700) aus dem Besitz des Städtischen Museums Braunschweig – veranschaulichen in einer Art Modenschau über die Zeiten hinweg den sich wandelnden höfischen Geschmack. Die heute oftmals nicht mehr geläufigen Botschaften bestimmter Gewandteile und Accessoires werden dabei entschlüsselt. 

Der Spaziergang durch die Kostümgeschichte am Leitfaden der Porträts wird gestalterisch von der Farbe Rot bestimmt, die sich auf der ersten Textwand ebenso findet wie auf den Textpulten und den Tischvitrinen – sprichwörtlich ein roter Faden durch die Kirchgalerie und die Prunkräume im Schloss. Der zeitliche Rahmen ist vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert ausgelegt und die Überschriften über die einzelnen Epochen lauten: „Nachklang burgundischer Mode – Wams und Haube“, „Mode der Reformationszeit – Schaube und Barett“, „Spanische Mode – Schwarze Harzkappe, weiße Krause und Schnürbrust“, „Französische Mode – Hermelinmantel und Allongeperücke“, „Englische Mode – Werthertracht und Chemisenkleid“, „Viktorianische Mode – Korsett und Pantalons“.

Es ist interessant, die vielleicht schon oftmals betrachteten Bildnisse unter einem ganz anderen Blickwinkel anzusehen. Was haben diese Personen für Kleidungsstücke getragen und warum? Wie wurde diese Mode beeinflusst? Mode ist aufs engste mit der Geschichte verbunden, und so waren jene Nationen, die in der Politik führend waren, meist auch Meinungsführer in der Mode. Das gilt für Frankreich, das unter Ludwig XIV. nicht nur die Allongeperücke in die Welt brachte, aber auch für Spanien, das Jahrhunderte früher u. a. den Mühlsteinkragen um europäische Hälse legte.

Unter den auf diese Weise näher betrachteten Gemälden interessiert natürlich besonders das „Gothaer Liebespaar“ (um 1480/85), das zeitlich den Auftakt für den Rundgang bildet: Die beiden Dargestellten heben sich durch ihr luxuriöses, modisches Gewand und ihren Kopfputz aus der gesellschaftlich niedriger stehenden Masse im späten Mittelalter heraus. Obwohl in ihrer Farbigkeit etwas gedämpfter, ist die prunkvolle Kleidung der beiden noch von der burgundischen Mode, die in Nord- und Mitteleuropa in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts tonangebend war, beeinflusst, auch wenn sich schon Elemente der Renaissance-Kleidung ankündigen. Das Tragen solch vornehmer Gewandung galt als Statussymbol adliger Lebensführung und war nach den herrschenden Kleiderordnungen nur Angehörigen dieser Schichten erlaubt. Viele sonst kaum beachteten Mode-Details geben Auskunft über den Stand der Liebenden und über die ausgefeilte und aufwendige Mode des Spätmittelalters, die nicht nur im Falle der Frisuren in jedem Falle sehr zeitaufwendig war.

Insgesamt werden fast 20 Gemälde im Blick auf die Mode untersucht. Accessoires wie Spitzen und Fächer sowie die bereits erwähnte Allongeperücke als Highlight ergänzen diese Präsentation.

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