Termin

Andreas Gefeller - Photographs

Ausstellung 05.02.2010–11.04.2010

Münchner Stadtmuseum, München, Deutschland

Andreas Gefeller beschäftigt sich in seinen Arbeiten mit der Topografie überwiegend urbaner Räume. Seit seiner im Jahr 2002 begonnenen Serie Supervisions fängt er diese bevorzugt aus der Vogelperspektive ein, zeigt öffentliche Orte wie Parkplätze und Grünanlagen, aber auch Büroetagen und das Innere von Plattenbauten wie von einem körperlosen Kameraauge erfasst. Der Blick erinnert an Aufnahmen der Luftaufklärung, an die Satellitenbilder aus Google Earth oder an jene gottähnliche Perspektive, die der Spieler in Computerspielen einnimmt. Verheißen diese Bildgenres immer auch Übersicht, Erkenntnisgewinn oder Kontrolle, so wird in Gefellers Fotografien dieses Versprechen brüchig, verirrt sich das Auge doch schnell in der Überfülle der dargebotenen Details oder verliert sich in der Abstraktheit des topografischen Ornaments.

Die omnipotente Sicht erweist sich bei Gefeller zudem als Konstruktion. Was wie der Blick aus großer Höhe erscheint, ist tatsächlich aus geringer Distanz aufgenommen. Die Bilder sind digitale Montagen aus hunderten von Einzelfotos. In einem aufwendigen Prozess schreitet Gefeller die Areale Stück für Stück ab, schießt alle paar Meter ein Foto und scannt so akribisch, Aufnahme neben Aufnahme setzend, die Oberfläche unserer Lebenswelt. Die Einzelbilder werden anschließend am Rechner zu großformatigen Tableaus zusammengefügt, die trotz ihrer minutiösen Detailgenauigkeit fast abstrakt anmuten. Menschen oder Ereignisse sind in diesen Fotografien nicht zu sehen – sie kommen nur mittelbar vor als Spuren, die sich in die Oberflächen der Orte eingeschrieben haben. So bleibt von den Besuchern einer Berliner Fanmeile am Tag des Fußball-WM-Finales 2006 neben einer verlassenen Bierbank nur noch ein Haufen Müll und Papierfetzen übrig, der sich, gleich einer All-Over-Struktur, über die Bildfläche ausbreitet (ohne Titel [Berlin, 9.7.2006])

In jüngerer Zeit hat Gefeller seine Kamera mitunter um 180 Grad geschwenkt und den Blick senkrecht in den Himmel gerichtet. So entstehen unter anderem Fotografien von Raumdecken, die sich mit ihrer gerasterten Verschalung und dem Gewirr von Kabelsträngen und Versorgungsschächten fast vollständig in autonome Bildkompositionen auflösen. Betont wird so die jeder Fotografie eigene Flächigkeit und Abstraktheit, die im reflexhaften Schluss vom Foto auf seinen Referenten gemeinhin übergangen wird. Der Kurzschluss zwischen Abbild und Vorbild funktioniert hier nicht mehr widerstandslos. Konkrete Orte werden zu abstrakten Mustern, zu ornamentalen Arrangements, deren Entsprechung in der alltäglichen Lebenswelt erst entziffert werden muss. Umso deutlicher wird dabei, dass man es in Gefellers Fotografien mit einer eigenständigen, hybriden Bildwirklichkeit zu tun hat, die multiple Standpunkte und unterschiedliche Zeitlichkeit in einem Bild vereint. Seine Fotografien zeigen das Paradoxon einer fiktiven, dabei doch der Wirklichkeit abgewonnenen Ansicht.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag: 10:00 - 18:00 Uhr

Eintritt
EUR 4,-; ermäßigt EUR 2,-; Familienkarte EUR 6,-; Jahreskarte EUR 20,-;
an Sonn- und Feiertagen: Eintritt frei (ausser Kino und Sonderausstellungen mit erhöhten Eintrittpreisen)

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