Termin

Anton Henning – Gegengift

Ausstellung 20.09.2009–29.10.2009

Haus am Waldsee, Berlin, Deutschland

Anton Henning inszeniert im Haus am Waldsee einen Salon als Gesamtkunstwerk. Mit subversiver Leichtigkeit bedient er sich aus dem Fundus der Kunstgeschichte. Selbstbewusst greift er nach Courbet und Picasso, Picabia, Polke, Arp, Moore oder Matisse aber auch zu Landschaften und Portraits im Stil der Niederländer des 17. Jahrhunderts und interpretiert sie im eigenen Sinne wie ein Erinnerungsbild mit individuellen Kommentar. Sein sinnlich aufgeladener Kosmos schafft ironische Distanz zu einer Geschichtsschreibung, die nichts weiter als Konstruktion ist und Nähe schafft zu berühmten Künstlern, denen Henning voller Achtung im Werk begegnet. Stets bleibt seine Handschrift als Künstler unverkennbar, nicht nur wenn sein „Hennling“ sich wie ein Glücksrad über die Leinwand schlängelt oder sich die Leinwände auf „Quadrinomen“ in den Raum bewegen.
 
Wie kein anderer Maler seiner Generation weitet Henning seine Kunstwelt in den physischen und virtuellen Raum aus. So stellt er neue Videos vor, die seine Malerei aus Sicht eines Insektes abfliegen und somit in spektakuläre Raumerlebnisse umsetzen. Henning entwickelt für alle Räume im Erdgeschoss des Hauses am Waldsee eine Gesamtkomposition aus eigens entworfenen Möbeln, Gemälden, Plastiken, gemusterten Wänden und Videos, die vielstimmig Zeiten und Stile aus der Sicht der Gegenwart heraus aufrufen. Er schafft eine eigene museale Welt, in der das assoziierte Original nur noch Verweischarakter annimmt. Die Installation wirft zugleich die Frage nach Präsentation und Repräsentation von Kunst im privaten, beziehungsweise institutionellen Rahmen auf.
 
Im ersten Obergeschoss wird die Schau durch eine breite Übersicht aus dem zeichnerischen Schaffen ergänzt. Kunst zwischen Design und Plastik als ironischer Kommentar zum heutigen Kunstmarkt sowie Zeichnungen im kleinen Format erscheinen gerade am Ort einer ehemals privaten Villa stimmig. So wird das Gebäude des Hauses am Waldsee zur realen Folie, die die Extremgestaltungen von Henning erstmals in diesem Licht zeigt.
 
Der Besucher ist in dieser Ausstellung mit einer unbekannten Kunstwelt konfrontiert, die das Sammeln und Bewahren, das Präsentieren und Bewundern von Klassikern des 20. Jahrhunderts neu denkt und bewertet. In der Überdosis des visuellen Angebots, die Henning mit gedanklicher Präzision und einer hohen Dosis Humor zeichnet, liegt das „Gegengift“ zur herkömmlichen Kunstproduktion und -präsentation.
 

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