Termin

Art Basel 2007 - ein Rückblick

Messe 13.06.2007–17.06.2007

Basel, Schweiz

Von Christine Spies

 

Nachdem am Sonntagabend die Tore der Art Basel 38 geschlossen wurden, konnte eine Rekordzahl von 60'000 Besuchern verzeichnet werden. Die vielen roten Punkte, die den Bildtiteln schon am Samstag zugefügt waren, ließen den Verdacht zu, dass wieder einmal eine eifrige Käuferschaft nach Basel gekommen war und die Unkenrufe nach einem drohenden Kunstmarktcrash verstummen ließ. Auch der aufwendig gestaltete Katalog war am letzten Tag der Kunstmesse ausverkauft, wie auch der Katalog der »Art Unlimited«-Ausstellung.

 

Wieder war das umfassende Angebot der Messe fast nicht zu schaffen. Dass sich zur gigantischen Messe noch die Parallelveranstaltungen »Liste 07« und »Scope« gesellten, machte die Sache nicht einfacher. Eine Chance bot entweder die Dauerkarte oder das gezielte Anpeilen persönlicher Highlights. Natürlich muss sich gerade die Art Basel den Vorwurf gefallen lassen, die Kunst dem schnöden Dasein als Wertanlage preis zu geben. Trotzdem ist die qualitative Auswahl der Werke, die sich vom 13. bis 17. Juni in Basel versammelten nicht wegzudiskutieren. 300 ausgewählte Galerien zeigten Arbeiten von über 2000 Künstlern des 20. und 21. Jahrhunderts.

Beim Sturz in das bunte Treiben der Art Galleries waren Überraschungen allerdings nicht üppig gesät. Die großen Namen fand man wie immer im Erdgeschoss. Die Auswahl reichte von Altbewährtem aus der klassischen Moderne über die Dauerseller der Pop Art bis hin zu leicht verdaulicher zeitgenössischer Kunst. Dazwischen tummelten sich viele Werke, die inbrünstig wohl bekannte Sammlerlieblinge zitierten. Was vermuten ließ, dass man auf Nummer sicher gehen wollte. Die Vielzahl der Warhol-Werke konnte diesen Gedanken nicht revidieren. Wesentlich schräger und hipper präsentierten sich wieder mal die Galerien im ersten Obergeschoss. Da wurde einmal ein ausgestopfter Hirsch von einem Glaskugelmantel umhüllt oder einer künstlichen Frau sprang ein alienartiges Tier ins Gesicht. Erlaubt ist was gefällt.

 

Als der heimliche Star der Messe erwies sich wieder die »Art Unlimited«. Hier waren 68 Großprojekte zu sehen und zu erfahren, die den räumlichen Rahmen der Hauptmesse gesprengt hätten. Viele Künstler nutzten die Chance, Erfahrungsräume zu schaffen, die den Betrachter in eine andere Welt entführten. Die Bandbreite reichte von großen Installationen über Videoprojektionen und großflächige Malerei bis hin zu Großskulpturen.

 

So füllte beispielsweise William Hunt einen alten BMW bis unter das Dach mit Wasser und setzte sich zeitweise, ausgerüstete mit einer Sauerstoffflasche, in den Wagen, um den Versuch zu starten, ein Lied zu singen. Allen Arbeiten der »Art Unlimited« war doch eines gemeinsam: Die Lautuntermalung durch das Werk von Werner Reiterer wird dem Publikum wohl noch eine Weile im Ohr bleiben. Durch einen Schrei entlockten mutige Besucher seiner Arbeit ein schwerfälliges Atmungsgeräusch, das seinerseits zu einer beklemmenden Atmosphäre beitrug.

 

Beengende Verhältnisse konnten diejenigen erfahren, die sich in die Arbeit von Christoph Büchel wagten. In einer raumgreifenden Installation bildete er ein authentisches US-Army Camp in einem Krisengebiet nach, dass eine Kontrastwelt zur schicken Atmosphäre der Messe bildete. So kam die »Art Unlimited« recht düster und nachdenklich daher, was ihren Ausdruckswillen umso ehrlicher machte.


Ganz im Hintergrund der Messe und abseits des Trubels übergab der bisherige Direktor Samuel Keller die Leitung der Art Basel an ein dreiköpfiges Team. Cay Sophie Rabinowitz, Annette Schönholzer und Marc Spiegler werden ab sofort das Management übernehmen. Man darf gespannt sein, ob die vereinzelte Kritik, der Mainstream hätte die diesjährige Basler Kunstmesse befallen, mit der Auflage der Art Basel 39 im nächsten Jahr verklingen wird. Diese findet vom 4. bis 8. Juni 2008 statt. Doch vorher jettet die Welt der Kunstliebhaber noch zu einem kurzen Abstecher nach Übersee, wo die Art Basel Miami Beach vom 6. bis 9. Dezember 2007 ihre Pforten öffnet.

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