Termin

Ausgegrenzt – Die Sammlung Maike Bruhns

Ausstellung 28.02.2010–18.04.2010

Museum Baden, Solingen, Deutschland

Ausgegrenzt – Hamburger Künstler unter der NS-Diktatur
Die Kunstsammlung Maike Bruhns

Mit der Sammlung Maike Bruhns stellt die »Fördergesellschaft Zentrum für verfemte Künste« im Solinger Kunstmuseum zum zweiten Mal eine Kollektion mit einer ähnlichen Zielsetzung wie die bedeutende Sammlung Gerhard Schneider vor. Die Ausstellung erfolgt, weil die Kunst der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer noch unterbewertet ist und bekannter und in ihrer Breite und Vielfalt anschaulicher gemacht werden soll.

»Ausgegrenzt« zeigt Bilder und Plastik von ca. 90 Hamburger Künstlern, hauptsächlich in der Zeit des Nationalsozialismus. Mit der Gründung der elitären Hamburgischen Sezession (1919-1933) suchten die Künstler verstärkt Anschluss an die überregionale großstädtische Avantgarde. Daneben existierte eine Künstlerszene im Arbeitermilieu. Nicht zuletzt zogen die Rotlichtviertel mit ihren teilweise skurrilen Bewohnern nicht nur Bohemiens und Aussteiger an, sondern übten auch magnetische Wirkung auf das Gros der jungen Künstler. Der Hafen und die Schifffahrt waren weitere Zugpunkte.

Ab 1933: Verfemung oder Verfolgung gegen politisch Andersdenkende, spätestens
ab 1935 rassistisch nicht Genehme, besonders Künstler jüdischer Abstammung.
Ab 1936 ging der Nationalsozialismus gegen sog. »Entartete« vor, gegen alle dadaistisch, expressionistisch, surreal, konstruktivistisch, kubistisch, abstrakt und engagiert, kurz »modern« Arbeitenden. Mit sukzessiver staatlicher Bevormundung, spektakulären Aktionen, Femeausstellungen, Ausstellungsabbrüchen, Beschlagnahmungen, Arbeitsverboten oder systematischer Unterdrückung bemächtigte sich der Staat rigoros des Kunstlebens.

Die Ausstellung umfasst: Highlights der Sammlung aus den Zwanziger Jahren, emotionale Niederschriften im Ersten Weltkrieg, Einflüsse der französischen Malerei, Zeugnisse des Hamburger Expressionismus, Bilder der Neuen Sachlichkeit, Anhänger des Bauhauses und frühe abstrakte Formulierungen.

Bis 1945 wurden die großen Avantgarde-Projekte der Jahre vor 1933 eliminiert, die existierende Moderne in der Hamburgischen Malerei zerschlagen, die Museen der Avantgarde beraubt. Ganze Künstler-Oeuvres gingen durch Flucht verloren oder sind im Exil verschollen, rund 50 fielen den Bombardements der Alliierten zum Opfer. Das 1933 gewaltsam abgebrochene Kunstleben war nicht mehr zu reanimieren. Versuche, die fatale Vergangenheit künstlerisch aufzuarbeiten und zu präsentieren, wurden lange Zeit ignoriert oder erregten gar Unmut.

Der Schwerpunkt der Ausstellung »Ausgegrenzt« gilt den Arbeiten verschollener, wieder zu entdeckender Künstler. Sie sollen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gehoben und Verluste erkennbar gemacht werden. In zwölf Jahren wurden weit über 200 Künstler verfemt oder verfolgt. 69 flohen ins Exil. Von 85 Künstler(inne)n jüdischer Abstammung überstanden fünf als »Mischlinge« oder in »privilegierter Mischehe« die Zeit in Hamburg. 23 starben, ermordet im KZ, hingerichtet oder durch Freitod. Zwei überlebten Theresienstadt. Zehn sind ganz verschollen. Aus »Qualitätsgründen« archivierte man die Spuren der »kleinen« Künstler nicht. Verschollen ist das Gros der Arbeiten der Deportierten.

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