Termin

Bjørn Melhus – Live Action Hero

Ausstellung 11.02.2011–10.04.2011

Haus am Waldsee, Berlin, Deutschland

Parallel zur 61. Berlinale 2011 zeigt das Haus am Waldsee eine erste Übersichtsausstellung mit dem in Deutschland geborenen, norwegischen Videokünstler Bjørn Melhus (*1966). Auf den künstlerischen Schultern von Nam Jun Paik und Bruce Nauman arbeitet der international anerkannte Künstler die Absurditäten des Mediums Kino und TV heraus. Zunächst als Filmer ausgebildet, dann zur freien Kunst übergewechselt, bleibt Melhus dabei stets Teil der Medienwelt, die er zugleich analysiert, dechiffriert und in eigenen Filmen neu kodiert. Der heute in Kassel lehrende Videokünstler ist nicht nur kritischer Beobachter, stets bleibt er in seinen Werken selbstverantwortlicher Akteur, wenn er sein häufig sehr humorvolles Doppelspiel aus Tonzitaten und eigenen Filmsequenzen inszeniert.

Seit Neil Postman ist das Phänomen der Medialisierung der Gesellschaft durch das Eindringen von Fernsehen, Film und Videoclip als Kommunikations- und Erfahrungsersatz analysiert worden. Der Mensch hat sich in einen passiven Konsumenten medialer Massenware verwandelt. Er kann kaum noch zwischen Unterhaltung, Traum, Trauma und Information unterscheiden. Vierundzwanzig Stunden am Tag werden TV-Programme mit Fertigbedeutungen gereicht. Das Erleben der realen Welt scheint überflüssig geworden zu sein.

Vor diesem Hintergrund baut Melhus aus assoziativ zusammengefügten Audiofragmenten der Filmwelt Fabeln und Geschichten auf, denen er eigens gedrehte Filme unterlegt. Dabei spielt Melhus konsequent alle Rollen selbst. Er hinterlegt sie mit Tonspuren berühmter, meist verstorbener Hollywoodstars, deren männliche und weibliche Stimmen und Aussagen sich der Künstler in den Mund legt. Seit „Zauberglas" (1991) oder „Again and Again" (1998) stehen nach diesem bis heute gültigen Konzept Fragen der eigenen Identität, dem Woher und Wohin sowie der Grenze zwischen Ich und Medienwelt im Mittelpunkt des Werkes. Die Ausstellung „Live Action Hero“ macht dies deutlich, indem sie den Bogen über den gesamten bisherigen Schaffenszeitraum von zwanzig Jahren spannt.

Besondere Aktualität erhält die Schau durch Melhus' Beschäftigung mit amerikanischen Kriegsfilmen, in denen traumatisierte Veteranen seit dem Vietnamkrieg in den Medien verherrlicht, in Wirklichkeit aber als psychisch gebrochene Menschen kaum noch Chancen haben sich wieder in die gewohnten sozialen Netze zu integrieren. Actionfilme erreichen auch heute noch ein begeistertes Millionenpublikum. In der Realität jedoch werden die Rückkehrer die Gespenster des Krieges innerlich nicht mehr los. Diese nach Irak und Afghanistan auch in Deutschland aktuelle Situation verarbeitet Melhus in seinen jüngsten Werken. So geht der Titel der Ausstellung auf die jüngsten Projekte aus diesem Themenkomplex hervor und bezieht sich auf Videoarbeiten wie „Deadly Storms“ (2008), „Murphy“ (2008), „Hecho in Mexico“ (2009) und „Heimspiel: The Haunting“ (in Arbeit, 2011).
In der Ausstellung wird ein bestuhlter Kinoraum eingerichtet. Hier sind vier Filme aus Melhus‘ cinematografischem Werk der vergangenen 15 Jahre zu sehen. Weitere Arbeiten wie „Murphy" oder „Heimspiel: The Haunting" werden in den Ausstellungsräumen teilweise szenisch aufgebaut oder in Großprojektionen inszeniert.

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