Termin

BRD Noir

Ausstellung 10.03.2017–02.04.2017

Österreichisches Filmmuseum, Wien, Österreich

Eine der aufsehenerregendsten filmhistorischen Wiederentdeckungen gilt derzeit dem Kino der jungen Bundesrepublik Deutschland. Im Filmmuseum richtet sich der Blick nun auf die enorme Stoßkraft, die das Stil- und Ideen-Gerüst „Film Noir“ im Kino der BRD hatte – nicht nur im Kriminalfilm, sondern auch in anderen Genres. Was hier unter anderem auf dem Spiel steht, ist eine völlig neue Betrachtung dessen, was in unseren Breiten allzu lange als „überholt“ oder „bieder“ abgetan wurde: ein westdeutsches Filmschaffen der 50er Jahre, das für die Malaise dieser Gesellschaft außerordentlich empfänglich war.  Denn der bundesdeutsche Film der 1950er Jahre ist seit Dekaden ein weißer Fleck auf der cinephilen Kinoweltkarte. Man glaubte einfach, dass hier nur peinliche Unterhaltung von korrupten Regieroutiniers rausgehauen worden wäre. Aber die Wirklichkeit ist ungleich komplizierter, denn: Schon weite Teile der Nachkriegsfilmkritik in Deutschland agitierten nicht nur gegen die als unzulänglich diskreditierte Genrekonfektion, sondern auch gegen das große Kino von Regiestars wie Helmut Käutner oder Kurt Hoffmann, mit dem die BRD international reüssierte. Diese Filme sind eine Schule des Sehens für den BRD-Film der Adenauerjahre – ein Schlüssel, der es ermöglicht, dieses Kino als Ganzes noch einmal anders zu befragen. Erfahrbar wird eine Filmkultur der Brüche, die alle politischen und sozialen Fragen jener Jahre verhandelt, manchmal allegorisch, manchmal erstaunlich direkt. Und es zeigt sich ein Kino, dessen Zeit erneut gekommen ist: Die Trümmer und Grenzverläufe sind andere, die Flüchtlinge strömen aus neuen Richtungen herein, die politischen Allianzen haben sich verschoben – doch gewisse Machenschaften der Mächtigen sind dieselben geblieben, und auch an den Verhältnissen zwischen den Geschlechtern hat sich weniger verändert, als wir uns weismachen wollen. Es gibt noch viel zu lernen.

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