Termin

Die Suche. Horst Janssen – Das Frühwerk

Ausstellung 25.01.2011–08.05.2011

Kunsthaus, Stade, Deutschland

Das Kunsthaus Stade widmet Horst Janssen, dem großen deutschen Zeichner und Grafiker, eine umfangreiche Ausstellung seiner frühen Werke. Mit über 130 Exponaten wird ein umfassendes Bild seines künstlerischen Schaffens von der Mitte der 1940er Jahre bis in die 1960er Jahre hinein vermittelt. Darunter einerseits herausragende und wichtige Arbeiten aus bedeutenden Museen und Sammlungen sowie nie zuvor öffentlich ausgestellte Bilder aus Janssens Studienzeit. Die Ausstellung trägt den Titel “Die Suche”, eine Anspielung auf Janssens zielstrebigen Weg zum Meisterzeichner. Die hierfür entscheidenden ersten 20 Jahre seines künstlerischen Wirkens stellten eine gezielte Suche nach geeigneten Ausdrucksmitteln und Motiven dar. An den Bildern dieser Zeit ist die Entwicklung Janssens vom Meisterschüler zum Preisträger internationaler Auszeichnungen eindrucksvoll ablesbar. Die Werkauswahl der Ausstellung umfasst Holzschnitte, Zeichnungen, Monotypien, Lithographien, Radierungen, Bastelarbeiten und Aquarelle. Ein besonderes Augenmerk liegt aber auch auf der Einbeziehung seines Lebensumfeldes. Fotos, Schriften und Arbeitsutensilien wie Radierplatten und Druckstöcke ergänzen die Werkschau im Kunsthaus Stade und tragen zu einem umfassenden Eindruck von Frühwerk und Künstler bei. Die Ausstellung entstand in Kooperation mit dem Verlag St. Gertrude in Hamburg, in dessen Arbeitsräumen sich das ehemalige Atelier Janssens befindet.

“Das Frühwerk Janssens hält selbst für den Janssen-Kenner noch Überraschungen bereit.” - so stand es jüngst in der Wochenzeitung “DIE ZEIT”. Die Werke zeugen vom besonderen Einfühlungsvermögen, der Experimentierfreude, der künstlerischen Unerschöpflichkeit des jungen Mannes. Die Arbeiten sind bevölkert von humorvollen Bilderfindungen sowie liebevollen Spielereien. Ungezählte Hüte und Kopftücher wurden von Janssen gezeichnet und gedruckt. In seinen Bildern huschen Menschen durch die Straßen, Schlittschuhläufer drehen ihre Runden. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war Janssen von Oldenburg zu seiner Tante nach Hamburg gezogen. Sie hatte auch dafür gesorgt, dass der erst 16-Jährige an der Landeskunstschule aufgenommen wurde. Die Bildwelt des Jugendlichen war romantisch-naiv. Besonders in seinen frühen Grafiken zitierte er Erinnerungen an seine wohl als idyllisch erinnerte Kindheit in Oldenburg. Das Volkstümliche, die verlassene Heimat bei den Großeltern, ihr Garten und seine tierischen Bewohner sollten Hauptquellen seines Bildvokabulars bleiben.

Die teilweise farbigen Holzschnitte offenbaren auch den Einfluss anderer Künstler auf Janssen, die Künstlervereinigung “Brücke” sowie der Norweger Edvard Munch dienten ihm als Inspirationsquelle. Der Einfluss des Expressionismus, mit seinen leidenschaftlichen und gleichzeitig analytischen Nahaufnahmen des Lebens, ist in Janssens Drucken zu entdecken, die eine expressive Formensprache sprechen. Neben Tierdarstellungen erzählen Menschen in den Bildern von Beziehungen, vom Miteinander und Gegeneinander. Die erotischen Darstellungen des jungen Horst Janssen sind noch nicht vom späteren Zynismus geprägt, sondern voller Empfindsamkeit oder Verspieltheit. Die Partnerschaft von Mann und Frau war in seine Kunst eingezogen, so wie Zärtlichkeit und Begierde zu diesem Zeitpunkt auch in das Leben des jungen Mannes eingezogen waren.

Horst Janssen ist als Künstler eine Ausnahmeerscheinung unter den Kunstschaffenden der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Weder europäischem Informel, abstraktem Expressionismus oder gar amerikanischer Pop Art konsequent folgend, entwickelte Janssen sich schnell und selbstbewusst zu einem fast singulären Phänomen. Er war bemüht, seine Werke “unter das Volk” zu bringen, suchte nach Ausstellungsflächen, Galeristen und Käufern. Und er produzierte unablässig. Die charakteristischen Merkmale seines Gesamtwerkes lassen sich bereits in Janssens frühen Arbeiten finden: Bildvokabular und Techniken erarbeitet er sich in diesen, in der Ausstellung vorgestellten, ersten Schaffensjahren.


Horst Janssen wurde 1929 in Hamburg geboren und wuchs im Hause seiner Großeltern in Oldenburg (Niedersachsen) auf. 1946 zog er zurück nach Hamburg und begann, an der Landeskunstschule zu studieren, der heutigen Hochschule für bildende Künste in Hamburg (HfbK). Als Meisterschüler von Alfred Mahlau entwickelte er ein eigenes Bildvokabular und experimentierte mit unterschiedlichen Drucktechniken, fertigte Aquarelle und Tuschzeichnungen. 1952 verließ Janssen die Hochschule ohne Abschluss und erhielt noch im selben Jahr das Lichtwark-Stipendium der Hansestadt Hamburg. Zahlreiche Holzschnitte und Lithografien entstanden in den folgenden Jahren, später auch Radierungen. Die anschließende “Kritzelphase” bildet den Auftakt zu Janssens zeichnerischer Meisterschaft. Er ist einer der produktivsten und herausragendsten Zeichner und Grafiker des Nachkriegsdeutschlands. Horst Janssen wurde mit verschiedenen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter 1968 der 1. Preis für Grafik auf der Biennale Venedig, 1975 der Schillerpreis der Stadt Mannheim und 1978 die Biermann-Ratjen- Medaille in Hamburg. 1992 wurde er Ehrenbürger der Stadt Oldenburg. Horst Janssen verstarb 1995 in Hamburg.

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