Termin

Dorothea von Stetten-Kunstpreis 2010

Ausstellung 08.12.2010–06.03.2011

Kunstmuseum Bonn, Bonn, Deutschland

Zum vierzehnten Mal präsentiert das Kunstmuseum Bonn die Teilnehmer des mit 10.000,- € dotierten Dorothea von Stetten-Kunstpreises. Seiner Konzeption folgend wendet er sich an eine jüngere Künstlergeneration, konkret gesprochen, Künstlerinnen und Künstler, die das 36. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und noch keinen internationalen Bekanntheitsgrad besitzen. Solchermaßen ein Förderpreis, baut der Dorothea von Stetten-Kunstpreis also nicht auf die Attraktivität großer Namen, er hat sich vielmehr die Pflege des künstlerischen Nachwuchses zum Ziel gesetzt.

Die Förderung besitzt zwei zentrale Aspekte. Zum einen soll den Teilnehmern die Möglichkeit geboten werden, ihre Arbeiten in einem international operierenden Museum zu zeigen und sie dadurch einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen, und zum anderen soll die ausgelobte Preissumme sicherstellen, dass der von einer Jury einen Tag vor der Ausstellungseröffnung ermittelte eigentliche Preisträger sein Werk - für einen begrenzten Zeitraum von allem finanziellen Druck befreit - weiterentwickeln kann.

Preisträger der letzten Jahre und Jahrzehnte waren Sigrun Jakubaschke (1984), Klaus vom Bruch (1986), Jochen Fischer (1988), Barbara Hée (1990), Berend Strik (1992), Thomas Florschuetz (1994), Gregor Schneider (1996), Tamara Gri (1998), Johannes Kahrs (2000), Nicole Wermers (2002), Yael Bartana (2004), Yves Mettler (2006) und Kristoffer Akselbo (2008), allesamt Künstlerinnen und Künstler, die sich in den vergangenen Jahren, auch dank der Unterstützung des Preises, erfolgreich profilieren konnten.

Die Teilnehmer des diesjährigen Dorothea von Stetten-Kunstpreises wurden Ende April von einer Gruppe von unabhängigen, mit der jüngeren Kunstszene eng vertrauten Kuratoren vorgeschlagen, nämlich Marion Ackermann (Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen), Bart de Baere (Museum van Hedendaagse Kunst, Antwerpen), Yilmaz Dziwior (Kunsthaus Bregenz), Ulrike Groos (Kunstmuseum Stuttgart), Markus Heinzelmann (Museum Morsbroich, Leverkusen), Fabrice Hergott (Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris), Anders Kold (Louisiana Museum of Modern Art Humlebæk), Pia Müller-Tamm (Kunsthalle Karlsruhe), Roland Nachtigäller (MARTA, Herford), Angelika Nollert (Neues Museum Nürnberg), Carina Plath (Sprengel Museum Hannover), Hans-Werner Schmidt (Museum der Bildenden Künste Leipzig), Angelika Stepken (Villa Romana, Florenz), Roland Wäspe (Kunstmuseum St. Gallen) und René Zächlin (Kunstverein Hannover), vorgeschlagen und ein einem zweistufigen Auswahlverfahren für die Ausstellung nominiert.

Die Nominierten sind: der Konzeptkünstler Olivier Foulon (Brüssel/Berlin), die Malerin Melissa Gordon (Berlin), die Bildhauerin Alicja Kwade (Berlin), die Installationskünstlerin Alexandra Leykauf (Berlin) und die Konzeptkünstlerin Tina Schulz (Brüssel).

Olivier Foulon (* 1976 in Brüssel) bezieht sich in seinen Arbeiten auf den reichen Fundus der Kunst- und Kulturgeschichte, den er für sich adaptiert, neu arrangiert und ausdeutet. Als Material seiner Installationen dienen ihm Abbildungen, Fotografien und Drucke von Kunstwerken, aus deren Verweisen er ein komplexes Netzwerk von Bezügen entwickelt. Dabei bleibt er selbst im Hintergrund und vermeidet ostentativ die Rolle des Künstlers als demiurgischer Schöpfer. In der Traditon der ‚Appropriation art’ stehend sieht er sich eher als kreativer Interpret dessen, was das System ‚Kunst’ über Jahrhunderte akkumuliert hat. Folgerichtig plant er für seine Bonner Ausstellung eine Auseinandersetzung mit der Sammlung und der Geschichte des Kunstmuseums Bonn.

Melissa Gordon (* 1981 in Boston) ist eine konzeptuell arbeitende Künstlerin, die ihr Medium, die Malerei, stets von neuem auf den Prüfstand stellt. An die Stelle eines – wohl eh fiktiven – Ideals von bildnerischer Homogenität tritt bei ihr das Brüchige, Mehrdeutige, das seinen formalen Ausdruck im Prinzip der – allerdings gemalten! – Collage findet. Sie dekonstruiert das Bild und macht es zu einem Spielraum kaum versöhnter Kontraste. So lässt Gordon Malerei und Medienbilder, Bild und Text, Präsentes und Verborgenes aufeinander stoßen und erzählt damit Geschichten über unsere Welt und die Fähigkeit/Unfähigkeit von Bildern, diese überhaupt noch darzustellen.

Wenn die Bildhauerin Alicja Kwade (*1979 in Kattowice) Kieselsteine wie Diamanten schleifen lässt oder Kohlebriketts als Goldbarren verkleidet, dann bekennt sie sich zur trans-formierenden Kraft von Kunst, die die Welt zwar nicht verändern mag, sie aber zumindest anders erscheinen lässt. Durch letztlich geringe Verschiebungen und Neudefinitionen wird unsere Wahrnehmung und Wertschätzung der Dinge intensiviert, so dass selbst das Banale eine magische Ausstrahlung erlangt. Ohne substantiell verändert zu werden, gewinnt es durch seine Neuinszenierung eine Bedeutung, die allein darauf beruht, dass Künstler wie Betrachter vertraute Standpunkte aufgeben und einen neuen Blick auf die Welt wagen.

Alexandra Leykaufs (*1976 in Nürnberg) Installationen, Foto-Collagen, Filme und Zeichnungen thematisieren das Sehen und die Art und Weise, wie es szenisch-theatralisch oder, besser, kontextuell geleitet wird. Denn unsere Wahrnehmung ist nicht ‚frei’, das Theorem von der ‚Unschuld des Auges’ ein Mythos. Stets bewegen wir uns in der Kulissenwelt von Bildsystemen, die Leykauf in ihren Arbeiten in- und übereinander blendet. Auf diese Weise entstehen perspektivische und gedankliche Verwirrspiele, die man für sich genommen genießen kann, die aber auch eine Erkenntnis fördernde Funktion besitzen.

Tina Schulz’ (*1975 in München) künstlerisches Schaffen setzt sich mit dem ‚Betriebssystem Kunst’ auseinander, woraus Werke und Aktionen entstehen, die dann wiederum Teil eben jenes Betriebssystems werden. Sie bewegt sich also in einem sich selbst stabilisierenden System, das freilich genug Raum für die Diskussion der Frage lässt, wie die spezifische Bedeutungsproduktion von Kunst funktioniert. So fehlt ihren Installationen, die sich um die Repräsentations- und Vermittlungsformen von Kunst drehen, jede Hermetik. Vielmehr ist der Besucher aufgefordert, sich in dieses System einzudenken, in diesem Spiel eine eigene, aktive Rolle zu übernehmen.

Diese Künstlerinnen und Künstler haben ab dem 10. Dezember dieses Jahres bis zum 6. März 2011 die Gelegenheit, ihre Werke im Kunstmuseum Bonn vorzustellen. Aus der Gruppe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird am Vorabend der Eröffnung der eigentliche Preisträger bzw. die Preisträgerin ermittelt.

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