Termin

Dubuffets Liste

Ausstellung 06.12.2016–12.03.2017

Museum im Lagerhaus, St. Gallen, Schweiz

Nur fünf Jahre nachdem er den Begriff ‹Art Brut› für eine rohe, ungeschliffene, nichtakademische Kunst geprägt hat, besucht der französische Maler Jean Dubuffet (1901–1985) am 11. und 12. September 1950 die Sammlung Prinzhorn der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg. In einer Liste protokolliert und bewertet er die gesehenen Werke, meist in knappen Worten wie ‹extrêmement intéressant› (‹ausserordentlich interessant›), ‹admirable› (‹bewundernswert›), ‹médiocre› (‹mittelmässig›) oder ‹pas bien› (‹nicht gut›). Die Ausstellung rekonstruiert Dubuffets Blick auf die Sammlung. Zu sehen sind 100 Werke, darunter die zehn ‹schizophrenen Meister› Hans Prinzhorns, berühmte Klassiker wie August Natterers ‹Weltachse mit Hase› (Dubuffet: ‹Der Hase, keine grosse Sache›) oder Franz Karl Bühlers Fabeltier (für Dubuffet nur ‹mittelmässig›). Gezeigt werden aber auch Künstler, die in Hans Prinzhorns Buch ‹Bildnerei der Geisteskranken› unberücksichtigt blieben und aufgrund von Dubuffets Bewertung nun erstmals ins Licht der Öffentlichkeit rücken. Darunter ein anonymer Zeichner (Fall 419), der auf Tabakeinwickelpapier einen faszinierenden Figurenkosmos entstehen liess und von Dubuffet mit einem Künstler seiner eigenen Collection de I’Art Brut verglichen wird: ‹seulement deux dessins (genre Jean Mar[chand]) extrêment intéressants›.

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