Termin

Ecotone

Ausstellung 25.02.2011–02.04.2011

Kunstverein Tiergarten - Galerie Nord, Berlin, Deutschland

Was haben der Berliner Stadtteil Moabit und das idyllische Bergdorf Saint-Cirq-Lapopie im Süden Frankreichs gemeinsam? Welche politischen, sozialen und kulturellen Parallelen bzw. Unterschiede fallen zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern ins Auge, wenn sie sich über einen längeren Zeitraum entweder in einem multiethnisch und von sozialen Problemen geprägten großstädtischen Kontext bewegen oder in die touristische Bilderbuchkulisse einer scheinbar intakten Landschaft eintauchen? Können Fragen nach strukturellen Ordnungen oder spezifischen Wahrnehmungsmustern Gemeinsamkeiten offenbaren, wo die Diskrepanzen zunächst augenfällig scheinen?

Von solchen grundlegenden Fragestellungen an den urbanen und den ländlichen Raum sind die beiden Partnerinstitutionen des Centre d'art contemporain Georges Pompidou in Cajarc/Südfrankreich und der Kunstverein Tiergarten Berlin ausgegangen, als sie Ende 2009 im Rahmen des französisch-deutschen Kooperationsprojekts „thermostat“ den Grundstein für eine langfristig angelegte institutionelle Kooperation legten. Jede der Partnerinstitutionen hat zwei KünstlerInnen eingeladen, sich an dem Auftaktprojekt zu beteiligen.
Im Rahmen fünfwöchiger Residenzen im Herbst 2010 waren von französischer Seite die beiden KünstlerInnen Emmanuelle Castellan (Toulouse) und Stéphane Pichard (Paris), sowie von deutscher Seite Sylvia Henrich und Erik Göngrich (beide Berlin) in den Partnerinstitutionen zu Gast und setzten sich intensiv mit den Besonderheiten des jeweiligen Ortes auseinander. Sie haben ihre Aufenthalte dazu genutzt, sich lokalen Kontexten, Geschichte und Kultur, aber auch der spezifischen Wahrnehmung der beiden konträren Situationen zu widmen. Bereits während der vorausgehenden Aufenthalte sind erste Projektideen, Skizzen und Materialsammlungen entstanden, die in der Folgezeit die Grundlage für weitere künstlerische Arbeiten bildeten.

Die Ausstellung Ecotone stellt die Ergebnisse dieses intensiven Austauschprozesses vor und versammelt mit Emmanuelle Castellan, Stéphane Pichard, Sylvia Henrich und Erik Göngrich vier internationale KünstlerInnen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven und in großer medialer Breite mit zwei äußerst heterogenen europäischen Orten beschäftigt haben. Entstanden sind Arbeiten, die einerseits nach den Veränderungen in der ländlichen Arbeitswelt und nach touristischen Marktfaktoren fragen, andererseits aber ebenso die Mechanismen der subjektiven Erinnerung im Hinblick auf die kollektive Wahrnehmung ländlicher Idylle untersuchen. Gleichermaßen spielen subtile Beobachtungen von Aneignung urbaner Freiräume und die Auseinandersetzung mit den architektonischen Koordinaten der Großstadt eine zentrale Rolle. Emmanuelle Castellan zeigt raumgreifende Malereiinstallationen, die direkt für den Ausstellungsraum der Galerie Nord konzipiert sind, Stéphane Pichard präsentiert eine umfassende Videoinstallation, mit der er dezidiert den Dialog zwischen Galerieraum und Straßensituation sucht. In einem Tableau aus Zeichnungen und Modellen stellt Erik Göngrich Projekte für eine kollektive Erinnerungskultur vor, während sich Sylvia Henrich in vielteiligen Fotoserien der subjektiven Vergegenwärtigung erinnerter Wahrnehmung widmet.

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