Termin

Expertengespräch mit Noe Rauch, Klaus Herding und Eduard Beaucamp über die Ausstellng "Courbet - Ein Traum von der Moderne"

Diskussion 28.01.2011, 19:00 Uhr

Haus am Dom, Großer Saal, Frankfurt am Main, Deutschland

Veranstalter: Schirn Kunsthalle

Im Rahmen der Ausstellung „Courbet. Ein Traum von der Moderne“ sprechen der Maler Neo Rauch, führender Vertreter der Neuen Leipziger Schule und der deutschen Gegenwartsmalerei, und Profes-sor Dr. Klaus Herding, Kurator der Ausstellung, über die Bedeutung Gustave Courbets für die zeit-genössische Kunst. Seit dem 19. Jahrhundert werden Courbets gewagte Maltechnik, seine collage-artigen Gruppendarstellungen und die von ihm betriebene Auflösung des Gegenstands in Farbe und Form von Künstlern bewundert. So gehörten Marcel Duchamp und Giorgio de Chirico zu seinen glühendsten Verehrern. Bis heute ist die „Faszination Courbet“ nicht abgebrochen. Neben Gerhard Richter, den Courbets gewagte Übereinanderlagerungen von Farbe zu seinem Gemälde „Abstrakes Bild, Courbet“ inspirierten, oder Peter Doig, dessen Landschaften in ihren ungewöhnlichen Farb-kombinationen und Blickwinkeln an die verwunschenen Landschaften des französischen Malers erinnern, kann auch Neo Rauch in engem Zusammenhang mit Courbet gesehen werden. Rauchs 3 x 5 Meter großes Gemälde „Kalimuna“ (2010), in dem insgesamt fünfzehn Personen in zehn unter-schiedlichen Vorgängen zu sehen sind, verweist auf „Die Rückkehr der Bauern vom Markt“ (1850-55). Die collageartige Zusammensetzung und die Aufhebung des kommunikativen Zusammen-schlusses der Gruppe bilden das Vorbild für Rauchs „Fragebild“. Beide Künstler verbindet insbeson-dere die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Moderiert wird das Expertengespräch vom renommierten Kunstkritiker und ausgewiesenen Kenner der Kunst der Leipziger Schule Eduard Beaucamp.
Neo Rauch, 1960 in Leipzig geboren, studierte in den 1980er-Jahren an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig bei Professor Arno Rink, wo er bis 2009 dessen Nachfolger als Professor für Malerei und Grafik war und heute als Honorarprofessor tätig ist. Rauch gilt als einer der international erfolgreichsten deutschen Maler und Wegbereiter der Neuen Leipziger Schule. Seit den 1990er-Jahren stellt er weltweit aus. Seine Werke befinden sich in bedeutenden nationalen und internatio-nalen Sammlungen. Als erstem deutschen Künstler seiner Generation widmete ihm das Metropolitan Museum of Art in New York 2007 eine monografische Ausstellung. Anlässlich seines 50. Geburtsta-ges 2010 zeigten das Museum der bildenden Künste in Leipzig und die Pinakothek der Moderne in München eine zweiteilige Retrospektive Neo Rauchs.
Prof. Klaus Herding, lehrte von 1993 bis zu seiner Emeritierung im Wintersemester 2004/5 Europä-ische Kunstgeschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Gastprofes-suren führten ihn unter anderem nach Bordeaux, Lyon, Marburg, New York, Paris und Zürich. Er war Visiting Scholar am Getty Center for the Humanities and the History of Art in Santa Monica und Re-search Fellow der Carl Friedrich v. Siemens-Stiftung, München. 1968 wurde er mit einer Arbeit über Pierre Puget, den Bildhauer Ludwigs XIV., promoviert und habilitierte sich 1977 über Diogenes als Symbolfigur der Aufklärung. Herding hat rund 250 Publikationen zur Kunsttheorie sowie zur Skulp-tur, Malerei und Graphik der Neuzeit, zur Revolutions- und Industriegeschichte, zur Karikatur und zur Geschichte der Emotionen veröffentlicht.
Eduard Beaucamp, 1937 in Aachen geboren, studierte nach einer Buchverlagslehre in Köln deut-sche Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, München und Bonn. 1966 folgte in Bonn die Promotion bei Benno von Wiese mit einer Studie über Wilhelm Raabe, die 1968 unter dem Titel „Literatur als Selbstdarstellung. Wilhelm Raabe und die Möglichkeiten eines deut-schen Realismus“ erschien. 1966 bis 2002 war Beaucamp Feuilleton-Redakteur und Kunstkritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Seine Artikel gelten als maßgeblich für die Entdeckung der Leipziger Schule in Westdeutschland. Er veröffentlichte unter anderem die Bücher „Das Dilemma der Avantgarde“ (1976), „Die befragte Kunst“ (1988), „Der verstrickte Künstler“ (1998) und „Werner Tübke. Meisterblätter“ (2004).

DIE AUSSTELLUNG „COURBET. EIN TRAUM VON DER MODERNE“
Der französische Maler Gustave Courbet (1819–1877) ist einer der faszinierendsten Künstler des 19. Jahrhunderts. Er gilt als bedeutendster Vorkämpfer einer politisch-realistischen Malerei und als Revolutionär der Pariser Commune. Courbet hat aber auch eine ganz andere Seite: Er war einer der großen Träumer der Geschichte. In seinen Porträts, aber auch in seinen Landschaftsbildern, Zeich-nungen und Stillleben schildert er eine Welt der Nachdenklichkeit und der Wendung nach innen. Anhand von rund 100 Werken aus 11 Ländern wird bis 30. Januar 2011 in der Schirn Kunsthalle Frankfurt erstmals dieser „andere“ Courbet vorgestellt. Mit der Ausstellung wird gezeigt, wie Courbet ausgehend von der deutschen Romantik die Vision einer poetischen Kunst der Moderne realisiert hat, wie sie in der Folge bei Cézanne und Picasso, aber auch im Symbolismus, im Surrealismus und im magischen Realismus weiterentwickelt wurde. Die traumwandlerische Sinnlichkeit, die viele von Courbets Werken ausstrahlen, aber auch die Versenkung in entlegene, der Außenwelt verborgene Gegenden, sind ein Grund dafür, dass sich heute viele Künstler der Gegenwart auf ihn berufen.

Weitere Informationen

Das Gespräch wird live im Online-Magazin der Schirn übertragen: http://www.schirn-magazin.de/panorama/livestream-mit-neo-rauch/.

GEBÜHR: 10 €, ermäßigt € 8. Das Ticket gilt auch für den Besuch der Ausstellung am 29. und 30. Januar 2011. AUSSTELLUNG: Courbet. Ein Traum von der Moderne. ANMELDUNG: Anmeldung erforderlich, Tel. 069-29 98 82-112, fuehrungen@schirn.de. INFORMATION: www.schirn.de, welcome@schirn.de, 069-29 98 82-240. ONLINE-MAGAZIN: www.schirn-magazin.de

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