Termin

FARBEN-SCHÖPFUNG: Otto Illies (1881-1959): Yokohama – Hamburg – Wernigerode

Ausstellung 02.05.2009, 15:00 Uhr–02.08.2009

Gleimhaus, Halberstadt, Deutschland

Retrospektive im Gleimhaus Halberstadt:

Das Gleimhaus in Halberstadt eröffnet die bislang umfangreichste und erste kunsthistorisch erarbeitete Retrospektive des Malers und Grafikers Otto Illies (1881-1959). Schon die Biographie des Künstlers ist überaus originell: Als Sohn eines Überseekaufmannes wuchs Otto Illies teils in Japan, teils in Hamburg und teils in Schleswig-Holstein auf dem Lande auf. Seine Lehrer waren die besten und modernsten: Georg Burmester bei Kiel, Ernst Eitner in Hamburg und schließlich Ludwig von Hofmann an der seinerzeit fortschrittlichen Weimarer Kunstschule.

Illies’ Kunst ist völlig frei von Konzessionen an den Publikumsgeschmack. Schon die Motivwahl lässt dies erkennen: Illies malte Wurzeln, Steinbrüche, selbst aufgegebene Bergwerksstollen, mithin geradezu unmalerische Motive. Ozeane und Gebirge gehörten zum Repertoire der meisten Landschaftsmaler und so auch zu demjenigen Otto Illies’. Eines seiner Hauptmotive war der Sonnenuntergang, den er mit einem schier unvorstellbaren Farbenreichtum gestaltet. Den Winter malte er so oft wie kaum ein zweiter Maler. Blumen sind allgegenwärtig in seiner Bildwelt, allerdings selten solche mit üppigen Blüten, eher das bescheidenste Windröschen. Seine besondere Vorliebe galt Obstgärten und Obstbäumen, ja Bäumen überhaupt.

Den Harz wie auch die schleswig-holsteinische Landschaft, die ihm Heimat bedeutet, gab Illies charakteristisch und oft genug auch topographisch bestimmt wieder, und doch ist er nichts weniger als ein Regionalmaler; ihm ging es um die „ewige Natur“.

Stilistisch war Illies geprägt durch den Impressionismus. In Weimar hatte der Neoimpressionismus eine Pflegestätte; mit seiner Technik der Farbzerlegung, die sich aus optischen Erkenntnissen ergab, war er eine entscheidende künstlerische Erfahrung für den mit einem eminenten Farbensinn begabten Künstler. Auch der Jugendstil ist in seinem Schaffen wirksam geworden, allerdings war Illies mit dem japanischen Farbholzschnitt, dessen Formensprache hierbei von entscheidender Bedeutung war, aus erster Hand und gleichsam von Kindesbeinen an vertraut. Von der Generation her ist Illies Expressionist, was auch seiner Kunst anzusehen ist, allerdings stets durch sein sanftes Wesen gemäßigt. Die Abstraktion lehnte er entschieden ab, was bei der Bedeutung des Gegenständlichen in seiner Kunst nur konsequent war. Illies bekannte sich „in jedes Brombeerblatt verliebt“ und konnte diese Gegenstände seiner Liebe nicht nur als atmosphärischen Eindruck oder Farbwert, sondern wollte sie wesenhaft Bild werden lassen.

Bislang wurde Illies allenfalls als Landschaftsmaler wahrgenommen. Die Ausstellung im Gleimhaus stellt ihn auch als Porträtist, Interieur-, Stillleben- und Blumenmaler vor, zeigt Arbeiten aus allen Phasen und Gattungen seines Schaffens sowie Dokumente seines Lebens. Aus den Grafikmappen des künstlerischen Nachlasses werden Kostbarkeiten der zu jener Zeit kaum geläufigen Gattung der Blumendarstellung ans Licht gehoben.

Das Gleimhaus, dem große Teile des schriftlichen und künstlerischen Nachlass anvertraut wurden, zeigt aus Anlass von Illies’ fünfzigstem Todestag diese Retrospektive. Der eigene Bestand wird um Leihgaben aus Museums- und Privatbesitz aus Mittel- und Norddeutschland ergänzt.

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