Wer den lebensgroßen Statuen von Rainer Kurka begegnet, begegnet jungen Frauen von heute. Sie zeigen sich in einer selbstverständlichen Gegenwart, nicht in einer Pose, schon gar nicht einer klassischen Pose. Einfach und modern gekleidet, stehen oder sitzen sie gelassen, ihr Blick fixiert nicht, er geht unfokussiert geradeaus. "Das rote Kleid" hat die Beine übereinandergeschlagen, die "Große Stehende" lehnt lässig an der Wand, das "Mädchen mit gelbem Hemd" stüzt sich sitzend auf die gekreuzten Arme - sie scheinen auf etwas zu warten. Mit dieser Lässigkeit will sich die Aura des Strengen, der fast magische Ernst dieser Statuen nicht vertragen. Sie strahlen eine Distanziertheit aus, die viele Betrachter hemmt, näher heranzutreten. Damit ist ein Wesenszug der Kunst Kurkas benannt: ihre dialektische Struktur. Kaum ist ein bestimmter Eindruck entstanden, regt sich bereits eine kontrastierende Wahrnehmnung. Daraus resultiert eine Spannung, die den Betrachter anzieht und fesselt.