Termin

Grafik des kapitalistischen Realismus

Ausstellung 05.03.2011–30.06.2011

Edition Block, Berlin, Deutschland

1968, im Jahr der Studentenrevolte und auf dem Höhepunkt der gesellschaftlichen Politisierung, gab René Block im Berliner Stolpe-Verlag in einer Auflage von 80 Exemplaren die Mappe Grafik des Kapitalistischen Realismus heraus. Die Arbeiten stammten von KP Brehmer, K. H. Hödicke, Konrad Lueg, Sigmar Polke, Gerhard Richter und Wolf Vostell und waren alle ein Jahr zuvor entstanden. Die in der Mappe enthaltenen sechs Siebdrucke sind plakative bis kritische Kommentare zur westlichen Wohlstandsgesellschaft. Ironisch ist schon der Text der Vorwortgrafik, in dem Block die Werke der bis dahin weitgehend unbekannten Künstler als "jenen Realismus, der in Städten wie Berlin, Düsseldorf und Köln von wahren Meistern bereitet, gehegt und gepflegt wird", dem kennerschaftlichen Kunstsammler empfiehlt.

Polke, Richter und Vostell stecken in ihren Arbeiten den künstlerischen Rahmen ab, in dem sich auch die Arbeiten der Kollegen betrachten lassen. Während Polke im Wochenendhaus die banalen Verheißungen des bundesrepublikanischen Wirtschaftswunders mit den Rasterpunkten des billigen Zeitungsdruckes zur Deckung bringt, sind Vostells mit Flitter versehene Starfighter in ihrer bedrohlichen Präsenz eine kritische und Widerspruch provozierende Metapher für die Wiederbewaffnung unter Adenauer. Der nach einer eigenen Fotografie entstandene Siebdruck Hotel Diana von Richter hingegen, der den Künstler mit Polke in einem Hotelzimmer in Antwerpen zeigt, ist in seiner launigen Privatheit auch ein ironischer Kommentar zum damals vorherrschenden Anspruch des Künstlers, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. In den Drucken von Brehmer und Lueg werden Bildvorlagen aus der Werbung und Eindrücke des Alltags mal zu erotischen, mal zu signalhaften oder auch konsumkritischen Aussagen verarbeitet, während Hödicke die Untersuchung optischer Eindrücke aus seiner Malerei in die Druckgrafik überträgt und damit Themen wie malerische Mittel, künstlerischer Gestus oder das Verhältnis von Realität und Illusion zur Disposition stellt.

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns