Termin

Hannes Schwarz - Was ich liebe

Ausstellung 26.02.2011–29.04.2011

Museum der Wahrnehmung, Graz, Österreich

Mit knapp 19 Jahren begann eine radikale Aufarbeitung der mit Nachdruck an der nationalsozialistischen Eliteschule im pommerschen Krössinsee und in Sonthofen im Alllgäu erfolgten Indoktrinierung der NS-Propaganda, ihrer gesellschaftlichen Folgen und der anschließend im Kriegseinsatz erlebten Gräuel. Radikal nicht nur in der Malerei, die er in Stuttgart an der Akademie kennenlernen wollte, sondern auch in den malerischen Stilen, die er auf die Leinwand und auf das Papier brachte. Beginnend mit der klassischen Moderne, ausdehnend ins Informel, dann weiterführend mit der Vorlage der plastischen Gitterbilder vor der menschlichen Figur bis hin zu seinem Spätwerk von Mahnmalen wie z. B. "Wimpel" und "Fahnen", die formal in Verbindung zu Grenzgängen am Rande der geometrischen Kunst gesehen werden können, mannigfaltig verschieden und doch von derselben Hand stammend.

Die Ausstellung im großen Saal im Parterre und im kleinen Grafik-Raum im ersten Stock des Grazer Museums der Wahrnehmung MUWA unternimmt einen Versuch, das Lebenswerk von Hannes Schwarz anlässlich seines 85. Geburtstages zu würdigen und gleichzeitig Verzicht zu üben auch auf wesentliche Arbeiten und auf die Quellen seines Denkens, die wie bei kaum einem anderen österreichischen Künstler von der menschlichen Existenz und gesellschaftlichen Fragen dominiert gewesen sind.

Im Werk Friedrich Nietzsches und Sigmund Freuds spiegle sich die metaphysische Vertrauenskrise unserer Tage, schrieb Hannes Schwarz 1986 in seinem Aufsatz über Ästhetik und kurz darauf beschreibt er unsere Zeit mit dem Satz Theodor W. Adornos, der aktueller denn je ist: "Wahr ist, was nicht in diese Welt passt."

Hannes Schwarz ist gebürtiger Oststeirer aus Anger, er war Volksschul-, Hauptschul- und zuletzt Gymnasiallehrer, er war Gründungsmitglied des Forum Stadtpark, ein Freund des Künstlers Anton Kolig, mehrmals in Grazer Großausstellungen, im kunsthistorischen Museum Palais Harrach in Wien und in den artmark Galerien Wien und Spital am Pyhrn mit Ausstellungen präsent und seit 2002 in einer permanenten Sonderausstellung in Benediktinerstift Admont stilvoll vertreten.

Der Vater von Hannes Schwarz, ein bekennender, idealistisch gesinnter Sozialist gewesen, der "...mit dem Buckelkorb für seine notleidenden Genossen sammeln ging" und die Güte seiner Mutter prägen ihn in seiner menschlichen, solidaren Haltung. Hannes Schwarz war sportlich und vor allem musikalisch begabt, schon in der Volksschulzeit bekam er Geigenunterricht. Mit dem Zusammenbruch der Naziherrschaft endete sein Entwicklungsprozess vorerst in einer existentiellen Krise und lebenserschütternden Psychose. Ebenso radikal war die Aufarbeitung nach dem Ende der Katastrophe durch seine künstlerische Tätigkeit und mit der großen Unterstützung seiner Frau Elfriede. Ein langer Weg durch die Moderne begann für den Maler Hannes Schwarz, dem für sein großes Werk zu danken ist.

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