Termin

Henrik Schrat und Gäste - Herz der Finsternis, verhudelt. Installationen, Objekte und Zeichnungen

Ausstellung 22.03.2014–17.08.2014

Kunstsammlung Jena, Jena, Deutschland

Schrat verschränkt die Welt der Märchen und Mythen mit der Realität einer von Banken, Börsen und ökonomischen Bilanzen bestimmten Gegenwart und verhandelt Warenströme und Waldeinsamkeit als gemeinsames und irritierendes Ganzes.

Die Ausstellung bezieht sich auf Joseph Conrads Erzählung Herz der Finsternis aus dem Jahr 1899. Der an Metaphern reiche Text wurde als Reisebericht, Krimi, als Kolonialkritik oder auch als Reise in die Dunkelheiten der Seele gedeutet. In der Ausstellung reihen sich elf Räume aneinander und ergeben eine verschlungene Linie, analog zum Fluss in Conrads Text, den das Dampfschiff im Kongo hinauf fährt und sich immer tiefer im Urwald verliert. Das Verhältnis und Verständnis von Kultur, Gewalt, Zivilisation und Barbarei kehrt sich auf dieser Reise mehrfach um. Conrad thematisiert die Verrohung einer Gesellschaft, in der der der geschäftliche Gewinn kultischen Status besitzt. In der Ausstellung liegen diese Themen als roter Faden unter vielen der Arbeiten, durch die der Betrachter gleichsam reist. Heute, 2014, in Anbetracht von Finanzkrisen und skrupelloser Spekulanten mag die Symbolik aus Conrads Erzählung durchaus gerechtfertigt sein. Die großen Erzählungen des letzten Jahrhunderts haben sich jedoch in viele kleine, lokale und temporäre Diskurse zerfasert. Das Herz der Finsternis ist keine monolithische Utopie mehr, es ist verhudelt. Hudeln beschreibt Schludern, Pfuschen, hektisch sein: ein Begriff aus dem Dialekt, der den dramatischen Titel Conrads in eine andere Richtung dreht. Der (neo)koloniale Diskurs, der eine direkte Linie zur Erzählung bildet, formt sich also in der globalisierten Welt neu aus und verteilt kulturelle Rollen anders.

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