Termin

Hinterlassenschaft

Ausstellung 14.09.2009–30.08.2010

Kolumba Kunstumseum des Erzbistums Köln, Köln, Deutschland

Die dritte Jahresausstellung von Kolumba beschäftigt sich mit dem, was zurückbleibt: mit den Dingen, die wir gestalten und benutzen, die uns behausen und bekleiden, mit denen wir spielen und an denen wir arbeiten. Ausgehend vom historischen Ort, der im Krieg zerstörten Kolumbakirche, und den archäologischen Funden ihrer Baugeschichte, dokumentiert die Ausstellung Spuren menschlicher Existenz, die sich in Dokumenten und alltäglichen Gebrauchsgegenständen ebenso niederschlagen wie in künstlerischen Arbeiten. Gleichzeitig thematisiert die Ausstellung den Wert der Erinnerung und unsere Verantwortung im Umgang mit dem historischen Erbe, der mit dem Gebäude selbst zum Thema wurde. Damit entfaltet sich das weitgefächerte Spektrum der eigenen Sammlung nun zum dritten Mal. Der Ausstellungstitel bezieht sich auf eine Videoarbeit des Münchener Künstlers Kurt Benning (geb. 1945): »Hinterlassenschaft – Ein deutsches Erbe«. Es handelt sich dabei um die Beschreibung sämtlicher Gegenstände einer Wohnung, deren Auflösung kurz bevorstand. Diese Aufzählung von Dingen, die mit Assoziationen und Erinnerungen verknüpft sind, ist der Ausgangspunkt für die Auswahl der ausgestellten Werke, die in dialogischen Gegenüberstellungen von der Spätantike bis in die jüngste Gegenwart reicht und alle künstlerischen Medien umfasst. Dieses für Kolumba bezeichnende Ausstellungsformat führt mit präzise wie lustvoll inszenierten Räumen zu poetischen und erinnerungsfähigen Bildern, die im Laufe eines ganzen Jahres mit den Bedingungen der wechselnden Jahreszeiten selbst als Hinterlassenschaft erfahren werden können. Wie selbstverständlich integrieren sich die wenigen permanent gezeigten Werke des Museums, darunter das kostbare Reliquiar im Kirchenschatz von St. Kolumba, Stefan Lochners »Muttergottes mit dem Veilchen« als Epitaph der Elisabeth von Reichenstein, die »Tragedia Civile« des »Arte povera« Künstlers Jannis Kounellis mit der hinterlassenen Garderobe eines Menschen und die Skulptur »Die Untergegangenen und die Geretteten« von Richard Serra. Doch sind die meisten der ausgestellten Werke erstmals oder nach langer Zeit wieder zu sehen; einige Höhepunkte markieren in Zeiten wirtschaftlicher Rezession bedeutende Schenkungen, wie die erschreckend veristische spätmittelalterliche Schüssel mit dem Kopf des Johannes oder das Relief mit Christus aus dem Weg nach Golgatha (beide erworben mit den Mitteln der Renate König-Stiftung), die Künstlerbücher der umfangreichen Schenkung Edith und Steffen Missmahl, die 250 Hochzeitsfotos der Sammlung Manfred Morchel (Schenkung Jochen Heufelder) oder ein Hauptwerk des rheinischen Expressionisten Walter Ophey (aus Privatbesitz). Andere Werke werden nach langjähriger Restaurierung gezeigt und sind in ihrer Qualität völlig neu zu erleben, darunter zwei hochfeine gotische Chormäntel (die zuletzt vor über 70 Jahren ausgestellt waren) sowie der beeindruckende Torso eines romanisches Kruzifixes (Rheinland, um 1150). Während etablierte Positionen der Sammlung mit ungewöhnlichen Werken und Werkgruppen weiter entfaltet werden – etwa Heinz Breloh, Felix Droese, Herbert Falken und Paul Thek (mit nie gezeigten frühen Modezeichnungen!) – integriert die Ausstellung an prominenter Stelle erneut Künstler der Sammlung, die in der Öffentlichkeit weniger bekannt sind (etwa Gerd Bonfert und Jürgen Paatz). Vom amerikanischen Fotografen Duane Michals ist eine einmalige Sequenz zu sehen, die vor einigen Jahren im Auftrag von Kolumba auf dem späteren Baugelände entstand. Ein eigener Ausstellungsraum gilt dem Werk des Zeichners Heinrich Küpper, der im September sein 90. Lebensjahr vollendet. Jenseits zugewiesener Kategorien von »frei« und »angewandt« bilden alte und neue Arbeiten von Stefan Wewerka einen Leitfaden und eröffnen gleichzeitig den neuen Zyklus in »Raum 10«, der jährlich drei wechselnde Positionen zeitgenössischer Künstler vorsieht. Mit »Raum 20« kommt in diesem Jahr ein Wechsel von kleinen Kabinettausstellungen neu hinzu, in denen einzelne Künstlernachlässe der Sammlung vertieft werden (September bis Dezember: Andor Weininger; Januar bis April: Georg Baumgarten; Mai bis August: Karl Burgeff). Hingegen stammen jüngste Werkgruppen der Kölner Thomas Böing, Olaf Eggers und Bärbel Messmann unmittelbar aus dem Atelier. – Im dritten Jahr des Neubaus verwandelt die Ausstellung »Hinterlassenschaft« Kolumba erneut in ein Museum auf Zeit. Sie wird begleitet von musikalischen und literarischen Veranstaltungen.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:
tägl. außer dienstags 12–17 Uhr.

Eintritt:
regulär: 5 Euro
ermäßigt: 3 Euro

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