Termin

Jenseits des Dokumentarischen. Aktuelle Fotografie aus China und Deutschland

Ausstellung 21.07.2017, 11:00 Uhr–03.10.2017

Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen, Bietigheim-Bissingen, Deutschland

Veranstalter: Städtische Galerie Bietigheim-Bissingen

Im Mittelpunkt der Ausstellung Jenseits des Dokumentarischen stehen je sechs chinesische und deutschen Fotografen, welche die Möglichkeiten der zeitgenössischen Fotografie ausloten und dabei herkömmliche Vorstellungen von der Rolle der Fotografie kritisch unter die Lupe nehmen. Was heißt Dokumentation? Muss ein Foto einen realen Ausgangspunkt haben oder kann es eine reine Bilderfindung sein? Wie wird ein fotografisches Bild hergestellt? Braucht man dafür eine Kamera oder kann man das Bild am Computer „zusammenbauen“ – oder gar von der Natur erstellen lassen? Muss ein Foto „lesbar“ sein, um seiner Funktion als Dokumentation gerecht zu werden? Und umgekehrt – wie gehen wir damit um, dass präzise aufgenommene Bilder von Objekten und Räumlichkeiten diese weder dokumentieren noch kommentieren, sondern „lediglich“ präsentieren?

Die Stadtbilder von Andreas Gefeller (*1970) bewegen sich zwischen Dokumentation und Konstruktion. Die Nachtaufnahmen sind extrem überbelichtet, so dass die beleuchteten Stellen sich auflösen, während die dunklen Partien als Linienkonstruktionen gerade noch sichtbar sind. Die Dunkelheit der Nacht spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle in den schwarzen Alpenlandschaften von Michael Schnabel (*1966), die er in stille Poesie verwandelt. Während es Shan Feiming (*1978) auch um einen meditativen Blick auf Naturphänomene geht, überlässt Jiang Pengyi (*1977) gar Glühwürmchen den kreativen Prozess: Das pulsierende Licht und die Flugbewegungen der Tiere hinterlassen Spuren, die im fotografischen Entwicklungsprozess sichtbar werden. Für die konkreten Kompositionen von Michael Reisch (*1964) hingegen gibt es keine real existierenden Vorlagen, denn die Kompositionen entstehen ausschließlich im Rechner. Xu Yong (*1954) konfrontiert die Betrachter mit weichen Farbwolken, die aber tatsächlich an biografisch bedeutsamen Orten aufgenommen wurden, auch wenn sie abstrakt erscheinen. Kris Scholz‘ (*1952) Fotografien von Böden und Arbeitsflächen muten wie abstrakt-expressive Gemälde an – eine Wirkung, die durch das große Format und die Verwendung von Leinen als Bildträger noch intensiviert wird.

Jiaxi Yang (*1989) und Samuel Henne (*1982) setzen sich konzeptuell mit der Wechselbeziehung zwischen Bild und Objekt auseinander. Durch ungewöhnliche Zusammenstellungen und Kontextverschiebungen werden banale Alltagsdinge bedeutsam und markant. Corina Gertz lenkt die Aufmerksamkeit auf traditionelle Kleidung und Kopfbedeckung als identitätsstiftendes Element nonverbaler Kommunikation. Um Kommunikation geht es ebenfalls bei Wang Ningde (*1972), der illegal gepostete „Kleinanzeigen“ in den Großstädten Chinas fotografiert, die von den Behörden patchworkartig übermalt werden. Diese kombiniert er dann mithilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes zu malerischen Porträts. Genauso „komponiert“ sind auch die Bildnisse von Zhang Wei (*1977): Aus hunderten chinesischen Gesichtern montiert er täuschend echte Porträts berühmter Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Popkultur.

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