Termin

Kolloquium: Alfred Breslauer – Architekt einer traditionellen Moderne

Tagungen und Symposien 09.03.2018–10.03.2018

Architekturmuseum der TU Berlin, Berlin, Deutschland

Auf Alfred Breslauers Entwürfe gehen in Deutschland und weit darüber hinaus rund 200 Bauten zurück, ein Großteil davon Villen, Landhäuser und Schlösser. Vor allem in den 1920er Jahren gehörte Breslauer zu einem der meist beschäftigten Architekten Berlins, dessen Werk heute nahezu vergessen ist. Ausgebildet an der Technischen Hochschule Berlin arbeitete Breslauer ab 1896 für zwei Jahre im Büro Messels und war dort u. a. als Bauleiter für den zukunftsweisenden Neubau des Warenhauses Wertheim an der Leipziger Straße tätig. Bereits bei seinen ersten ausgeführten Bauvorhaben, vorwiegend Geschäftshäusern und Bauten karitativer Einrichtungen, wusste Breslauer souverän, mit den Messelschen Grundlagen für eine Reformbaukunst umzugehen. Ab 1901 in Assoziation mit seinem Kommilitonen und Schwager Paul Salinger entwickelte er als seine besondere Auszeichnung den Typus des Landhauses als Modell modernen Wohnens in der Stadt und auf dem Land. Seine bereits ab 1906 vollzogene Hinwendung zu den einfachen Formen des preußischen Frühklassizismus und Spätbarock erhielt durch Mebes Publikation „Kunst um 1800“ 1908 ihre Bestätigung. Von nun an sollte vor allem diese Stilform als Ausdrucksmittel deutscher Reformarchitektur verstanden werden. Eine weitere Besonderheit lag in seinen Innenraumgestaltungen, bei denen stets die Aufnahme privater Kunstsammlungen im Vordergrund stand. Im Unterschied zu den meisten seiner Kollegen blieb Breslauer seiner in der Vorkriegszeit gefundenen architektonischen Lösung in den 1920er Jahren treu. Nach wie vor zeichneten sich seine Bauten durch einen nun eher als konservativ empfundenen Neoklassizismus aus. Mit dieser Stilwahl traf Breslauer den Geschmack der bürgerlich-jüdischen Elite, die darin ein Stück gesellschaftliche Gleichstellung mit der Zugehörigkeit zu Preußen auch in baugeschichtlicher Hinsicht meinte verbinden zu können. Auf besondere Weise charakterisiert Breslauers Lebensweg die politischen Geschehnisse Deutschlands nach 1933. Von den Nationalsozialisten aufgrund seines jüdisch-stämmigen Vaters entrechtet, entschloss sich Breslauer erst nach der Reichspogromnacht mit seiner Frau in die Schweiz zu emigrieren.

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns