Für alle, die sich einen Überblick über die grundlegende Entwicklung der Bildhauerei verschaffen möchten, bietet das Liebieghaus die Reihe "Kunst kompakt" an. In dieser Veranstaltung wird sich dem spannenden Thema des neuzeitlichen Personenkultes gewidmet.

Die Gattung der Büste nimmt bei der Personenverehrung einen wichtigen Platz ein. Die Darstellung des Menschen vom Kopf bis maximal zu den Hüften geht bis auf die Ägyptische Kultur zurück (z.B. die Büste der Nofretete, Berlin). Typisierte Darstellungen von beispielsweise Heiligen sind seit dem Mittelalter bekannt. Vermehrt traten Büsten in der Renaissance auf, wo antike Kaiserbüsten (Original oder Kopie) beliebte Sammelobjekte in den Stadtpalästen waren. Die Renaissance-Büste setzte sich von den antiken Vorbildern durch eine vollplastische Ausbildung ab, die kurz unter den Schultern abgeschnitten wurde, um frei auf der Fläche zu stehen. Die eigenwillige Form der neuzeitlichen Büste lehnte sich an die mittelalterlichen Reliquienbüsten an und diente vorrangig der Memorialkunst. Mit Bernini erlebte die Büste im 17. Jahrhundert einen Höhepunkt. Im 18. und 19. Jahrhundert erlebten mit dem Aufschwung des Bildungsbürgertums auch die Dichter- und Denkerporträts eine Blütezeit (z.B. Schiller-Büste von J.H. Dannecker, 1794).