Termin

Kunst und Kalter Krieg - Deutsche Positionen 1945 - 1989

Ausstellung 28.05.2009–06.09.2009

Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, Deutschland

Am 23. Mai 2009 feiert die Bundesrepublik Deutschland den 60. Jahrestag ihrer Gründung. Aus diesem Anlass eröffnet das Germanische Nationalmuseum eine Retrospektive, die einem zentralen Kapitel der Moderne in Deutschland gewidmet ist. Die Ausstellung zeigt rund 320 Werke der Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie und Installationskunst aus der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik, darunter Werke von Joseph Beuys, Bernhard Heisig, Jörg Immendorf, Anselm Kiefer, Via Lewandowsky, Wolfgang Mattheuer, A. R. Penck, Herhard Richter, Willi Sitte, Werner Tübke und Wolf Vostell. Sie werden als Ausdruck einer umfassenden Auseinandersetzung um konkurrierende Menschenbilder und ideologische Konzepte während des Kalten Kriegs verstanden. Begleitet werden die Werke aus deutschen und amerikanischen Museen sowie Privatsammlungen von Film-, Foto- und weiteren zeithistorischen Dokumenten.


Mit der Frage nach Kontinuität oder Neubeginn 1945 beginnt der Rundgang. Die Abstraktion aus der Schule der Bauhaus-Moderne wird in Konfrontation mit Totentänzen, sterbenden Kriegern und Ruinenbildern gezeigt.

Die 50er Jahre stehen im Zeichen des Streites um das Menschenbild. Der unerschütterliche Held der Zukunft ist das Sujet des Sozialistischen Realismus im Osten, während die informelle Malerei des Westens Ausdruck des befreiten Sujets sein will.

Denkmalwettbewerbe konkurrieren um die Aufmerksamkeit der Zeitgenossen. Das an der Sektorengrenze in Westberlin geplante Denkmal des unbekannten politischen Gefangenen versteht sich als Widerpart zum sowjetischen Siegesdenkmal in Ostberlin und klagt die Unfreiheit im sowjetischen Machtbereich an. Das Buchenwald Ehrenmal mit der Skulpturengruppe von Fritz Cremer wird zum Symbol des Antifaschismus in der DDR.

In den 60er Jahren beginnt in beiden deutschen Staaten die Auseinandersetzung mit dem Trauma der Vergangenheit. Der Kapitalistische Realismus, inspiriert durch die angloamerikanische Pop-Art, wird die Kunst des Wirtschaftswunders. Neue Medien, Fluxus, Happening und Körperkunst verflüssigen den auf Staffeleigemälde und Skulpturen fixierten statischen Kunstbegriff. Im Zuge der gesellschaftlichen Veränderung und der Studentenbewegung tritt der linke Künstler auf und visualisiert die »Richtkräfte einer neuen Gesellschaft« (Josef Beuys).

Die Gegenwart der Vergangenheit thematisieren Maler wie Georg Baselitz und Anselm Kiefer oder Werner Tübke. Die Fotografen emanzipieren sich und werden zu gleichberechtigten Akteuren der Kunstszene. Ihre Werke fungieren zunehmend als Archive des Alltags.

In den 80er Jahren tritt eine Generation auf, die sarkastisch den Sprung aus der Geschichte wagt und alle Ideologien in Frage stellt. Das Wandbild in der Paulskirche zur 48er Revolution (Johannes Grützke) und die »frühbürgerliche Revolution« als Panoramagemälde (Werner Tübke, 1:10 Fassung) befragen kritisch die Identität der Deutschen in Ost und West. Dieser Frage geht auch Jörg Immendorff in seinem »Café Deutschland«-Zyklus nach.

Mit der nonkonformen Kunst in der DDR und der zwischen Dresden und Westberlin entstandenen Bildschaukel »Gefrorene Glieder brechen leicht« (Via Lewandowsky) endet mit bandagierter Hand: Gerade noch davongekommen!

Die Ausstellung ist in enger Kooperation zwischen dem Los Angeles County Museum of Art (S. Barron) und der Kulturprojekte Berlin GmbH (E. Gillen) entstanden.

 

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