Termin

Kurzführung mit Katja Pylen (M.A.): Albrecht Dürer: Der Hl. Hieronymus im Gehäus

Führung 19.06.2010, 15:00 Uhr

Burg Dankwarderode, Braunschweig, Deutschland

Die höchste Anerkennung verdankt der Grafiker, Goldschmied und Maler Dürer den drei Meisterstichen, die in den Jahren 1513-1514 entstanden sind: "Der Reiter" - auch "Ritter, Tod und Teufel" genannt -, "Melencolia I" und "Der Heilige Hieronymus im Gehäus". Letzteres zeigt den bewunderten Gelehrten in seiner Studierstube. Das Licht, das durch ein breites Fenster in einen Innenraum fällt, war vorher in der Grafik noch nie zum Thema geworden. Mit gründlichen Studien in Perspektive und Proportion gelang es Dürer, die enge Gelehrtenstube zu einem Guckkasten mit geöffneter Vorderwand zu machen. Keine Landschaft lockt den Blick ins Freie. Die Stimmung einer abgeschiedenen Studierzelle scheint jedoch nur vordergründig ruhig zu sein. Denn die im Raum angeordneten Dinge werfen unheimliche Schatten und bilden beispielsweise am Tisch monströse Umrisse. Der Schreibende lässt sich indes von den bedrohlichen Schatten-Geistern und auch von dem im Vordergrund ruhenden Löwen, der ein Hinweis auf die Legende des Heiligen darstelt, nicht ablenken. Die Darstellung des Hieronymus als schreibender Greis geht auf den bereits in der Antike wurzelnden Typus des Autorenbildes zurück. Durch die ihn umgebenden Arbeitsmaterialien wie Tintenfass und Bücher wird er zudem als Schriftgelehrter charakterisiert, was das Motiv in enge Beziehung zu den seit dem 14. Jahrhundert v.a. in der Buchmalerei auftretenden Gelehrtenbildern setzt.
Dürers Hieronymus, der sich in seiner Stube verbarrikadiert zu haben scheint, um sich seinen wissenschaftlichen Studien zu widmen, umgeben von Arbeitsutensilien und anderen Dingen, knüpft nicht nur an die Tradition früher Gelehrtenbildnisse wie das des Petrarca an, sondern wurde parallel zum Vorbild für weitere bildliche Inszenierungen berühmter, gelehrter Männer.

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