Das unnachlässige Streben nach dem vermeintlich perfekten Zustand – L’État Parfait – ergo die Optimierung von Körper, Geist und sozialem Status ist eine zugleich urmenschliche Eigenschaft als auch – wie viele Lebensbereiche – durch eine heute allgegenwärtige Medialisierung des Privaten in der Öffentlichkeit verstärktes Phänomen. So verstärkt das zeitgenössische Medienverhalten einerseits diesen an sich positiven Willen, andererseits schürt es Unbehagen und Ohnmachtsgefühle. Ferner kann L’État Parfait auch als juristische Form, sprich als «perfekter Staat», übersetzt werden. Beiden Auslegungen des Begriffs ist gemein, dass ihnen gleichsam die Suche nach menschlicher, sozialer, künstlerischer oder rhetorischer Perfektion, wie auch das Streben nach Harmonie sowie nach dem sogenannt «Idealen» innewohnt. Letzteres steht hierbei im besonderen Masse für Befreiung und Erfüllung. Die Ausstellung bei Freymond-Guth Fine Arts schweift um diese Thematik und wirft Fragen nach Systemen solcher Phänomene aber auch nach Umgang und Verbesserung dieser individuellen und gesellschaftlichen Tatsachen auf. L’État Parfait vereint sechs Schweizer Positionen, die mannigfaltige Bereiche dieser Thematik erforschen und dabei sowohl auf gesellschaftliche Befindlichkeiten und Ideale oder soziale Strukturen und deren Zersetzung eingehen, als auch primär subjektiv motivierte Fragestellungen, etwa solche der Romantik und Utopie.