Termin

Licht fangen. Zur Geschichte der Fotografie im 19. Jahrhundert

Ausstellung 10.10.2009–07.03.2010

Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts, Baden-Baden, Deutschland

Eine zentrale Technik und zugleich Kunst des 19. Jahrhunderts ist die Fotografie. Vielen Pionieren der Fotografie erschien es, als hebe die Fotografie die Unterscheidung von Kunst und Technik auf und bilde nun die bis dahin stumme Natur in der exakten Aufzeichnung von Lichtwirkung unmittelbar selbst ab. Unsichtbares, etwa mit dem bloßen Auge nicht erkennbare Himmelskörper oder schnelle Bewegungsabläufe von Vögeln und Pferden, wurde in der Astronomie- und Tierfotografie plötzlich sichtbar und konkret analysierbar. Auf der Londoner Weltausstellung von 1851 wurde das neue Bildgewinnungsverfahren im Bereich "Philosophische Instrumente und Prozesse" präsentiert. Bis heute gilt Fotografie als Medium des Getreuen, Dokumentarischen, Beweishaften und vor allem als reines Speichermedium. Von Anfang an jedoch war Fotografie auch immer Beeinflussung und Aufbereitung dessen, was vor dem Objektiv zu sehen war. Der Termin der bürgerlichen Familie im Fotoatelier samt Erstarrung bei langer Belichtungszeit war weniger ein Vergnügen als eine Konvention der sozialen Prüfung: Uns gibt es (als vervielfältigtes Bild), wir können es uns leisten, in der angemessenen Kleidung vor den Fotoapparat zu treten. Der tatsächliche Gebrauch von Fotografie im damaligen Alltag, in Wissenschaft, Kriminologie, Tourismus und Seelenforschung lässt in der Ausstellung deutlich werden, dass auch die frühe Fotografie stets beides ist: Speicher- und Projektionstechnik, Dokumentation und Beeinflussung, patentierbares technisches Verfahren und irrationale magische Praxis mitten in der industrialisierten Moderne.

Zu sehen sind fotografische Apparate wie die Kodak No. 1 (1889) als erste Amateurkamera, mehrere Geheim- und Spezialkameras zur Herstellung von Stereoskopien und Panoramaansichten sowie Werke berühmter Fotografen und Erfinder wie Louis Jacques Mandé Daguerre, Henry Fox Talbot, Roger Fenton, David Octavius Hill und Eadweard Muybridge. Beleuchtet wird zudem die Vor- und Frühgeschichte vor und parallel zur historischen Phase der technischen Erfindung der Fotografie im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Guckkasten, Faltpanorama, Laterna Magica und Lithophanie erinnern an einen Alltag lange vor Kino, Fernsehen und Internet, der gleichwohl Schaulust und Sehbegierde kannte. Eine zimmergroße Camera Obscura und ein historisches Fotoatelier machen damalige Technik und Faszination für die Besucher der Ausstellung buchstäblich zugänglich.

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