Termin

Linke Kunst?! ‐ Zum Verhältnis von Kunst und emanzipatorischer Praxis

Diskussion 16.12.2015, 19:00 Uhr

Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Leipzig, Deutschland

Diskussion mit Alice Creischer, Radek Krolczyk, Kerstin Stakemeier, Anne Kow und Katharina Zimmerhackl (Redaktion: Outside the Box)

Aus Perspektive eines linken Selbstverständnisses scheint Gegenwartskunst, wenn überhaupt, nur als Gegenstand von Polemiken relevant. Als „irgendwie bürgerliche Institution“ oder „postmoderne Schaumschlägerei“ gilt sie entweder als hochgradig verdächtig – Instrument (und Symptom) der allgemeinen, kulturindustriellen Verdummung – oder schlicht nicht von Belang. Inwieweit der eigene linke Lebensentwurf sich aus Figuren und Modellen des Ästhetischen speist, mithin die Nähe von Kunst und linker Politik praktisch bezeugt, wird von einer Vielzahl der Akteur*innen der Linken indes nur selten reflektiert. Kunst hingegen bezieht sich umgekehrt durchaus affirmativ auf linke Selbstbeschreibungsmodelle. Mit der Wahl ihrer Themen, theoretischen Referenzen und der aktuellen Tendenz zu aktivistisch und partizipatorisch ambitionierten Formaten verortet sich Gegenwartskunst offensiv im Zeichenraum linker Politik. Nicht selten nimmt sie dabei das Label des „Linksseins“ auch explizit, als Ausweis ihrer „criticality“, für sich in Anspruch. Was aber hat es mit dem Import linker Inhalte und Zeichen in die Gegenwartskunst auf sich? Betreibt die Kunst eine gezielte Politisierung des Ästhetischen oder leistet sie vielmehr einer Ästhetisierung (und mithin Entleerung) des Politischen Vorschub? Andererseits: allen Spannungen und Widersprüchen zum Trotz scheinen Kunst und emanzipatorische Politik doch in einem Punkt zweifellos kompatibel: der gemeinsamen Insistenz auf der Notwendigkeit der Utopie. Das Beharren darauf, dass das, was ist, nicht alles ist, ist für linke Theorie und Praxis ebenso konstitutiv wie für den künstlerischen Prozess. Das utopische Moment ästhetischer Erfahrung und Produktion – Ausweis ihres emanzipatorischen Gehalts und Anteils am linken Gegendiskurs? Dass Kunst nicht von der Notwendigkeit tatsächlicher, politischer Praxis entbinden kann, steht außer Zweifel. Die Frage stellt sich jedoch, ob die linke Kritik an zeitgenössischer Kunst nicht fruchtbarer wäre, zielte sie weniger auf Abgrenzung denn auf die Identifizierung der potentiellen Anschlussstellen zwischen künstlerischer und politisch‐emanzipatorischer Praxis. Wir wollen in der zweiten Veranstaltung die Relevanz von Kunst im Kontext linker Kritik‐ und Praxismodelle diskutieren.

Ort: Festsaal der HGB, Wächterstraße 11, 04107 Leipzig

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