Termin

Lust und Laster. Die sieben Todsünden von Dürer bis Nauman

Ausstellung 15.10.2010–20.02.2011

Kunstmuseum Bern, Bern, Schweiz

Das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee widmen den sieben Todsünden eine umfassende Ausstellung, welche die künstlerische Auseinandersetzung mit diesem Thema vom Mittelalter bis in die Gegenwart adäquat dokumentieren soll. Dabei wird auch der Frage nachgegangen, welche Relevanz der Sündenbegriff in der heutigen Gesellschaft noch hat und wie unsere Kultur die Umwertungen begründet. 

Von den „sieben Todsünden“ spricht erstmals Papst Gregor I. (ca. 540–604). Er bezeichnet damit sieben Seelenhaltungen, schlechte Charaktereigenschaften oder Laster, welche den Tod der Beziehung zwischen Mensch und Gott sowie unter den Menschen zur Folge haben:
- Superbia: Hochmut (Übermut, Hoffart, Eitelkeit, Stolz)
- Avaritia: Geiz (Habgier, Habsucht)
- Invidia: Neid (Missgunst, Eifersucht)
- Ira: Zorn (Wut, Vergeltung, Rachsucht)
- Luxuria: Wollust (Unkeuschheit)
- Gula: Völlerei (Gefrässigkeit, Unmässigkeit, Masslosigkeit, Selbstsucht)
- Acedia: Trägheit (des Herzens/des Geistes; Faulheit, Überdruss, Feigheit)

Die Haltung der Gesellschaft zu den einzelnen Lastern ist in neuerer Zeit ambivalent geworden: Habgier, Neid oder Völlerei (in Form von Konsumismus) werden zu Triebfedern des kapitalistischen Wirtschaftssystems, die Wollust in Form von sexueller Promiskuität hat in weiten Kreisen der Erlebnisgesellschaft ihren negativen Beigeschmack verloren. Dabei sind aber gegenläufige Tendenzen zu beobachten: die Habgier der Manager wird als Abzockermentalität, das Konsumverhalten der Wegwerfgesellschaft als oberflächlich und sinnentleert gegeisselt.

An den beiden Standorten soll die künstlerische Darstellung der Todsünden in ihrer historischen Entwicklung analysiert werden. Die Ausstellung wird jedoch nicht als chronologischer Parcours strukturiert, sondern, nach einer Einleitung mit zyklischen Darstellungen im Kunstmuseum, in Kapitel gegliedert sein, die den einzelnen Sünden gewidmet und über die beiden Häuser verteilt sind. Auf diese Weise kann in Gegenüberstellung von älterer und zeitgenössischer Kunst der Wandel im Umgang mit den Lastervorstellungen aufgezeigt werden.

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