Anstelle eines Klassikers der Moderne präsentiert die Kunsthalle Tübingen einen
Klassiker der Nachkriegsmoderne. Statt der abgesagten Heckel-Schau ist zwischen dem 23. Januar und dem 25. April 2010 die größte europäische Retrospektive des kalifornischen Malers Mel Ramos zu sehen. Anlass dieser Werkschau des bedeutenden Pop-Art-Künstlers ist sein 75-jähriges Geburtsjahr – und das mehr als 50-jährige Bestehen der Pop-Art-Bewegung. Neben Gemälden umfasst der repräsentative Querschnitt durch sein Lebenswerk auch Entwurfsskizzen und Skulpturen. Alle Phasen sind mit Hauptwerken vertreten: frühe Gemälde, die sich mit figurativen Darstellungen vom Abstrakten Expressionismus ablösen, dann die Darstellungen von Comic-Helden
und »Wonder Women« aus den 1960er Jahren, selbstverständlich auch seine
»Commercial Pin-ups«, mit denen Ramos Ende der 60er Jahre berühmt wurde. Auf diesen in Öl gemalten Persiflagen auf die Markenwerbung lässt der humorvolle Künstler schicke Pin-Up-Girls sich lasziv um riesenhafte Colaflaschen, Zigarettenpackungen oder Weichkäsewürfel räkeln. Aber auch die ab 1972 entstehenden »Unfinished Paintings«, in denen er Aktbilder klassischer Meister mit dem Sexappeal der Pop-Kultur auflädt, oder Bilder der kalifornischen Landschaft und Lebenskultur, die niemand Ramos zuordnen würde, sind vertreten, und schließlich seine neuesten Arbeiten wie die »Hollywood«-Serie, in denen er sich wieder dem nun selber klassisch gewordenen Sujet des Pin-up-Girls zuwendet.