Ausstellung 09.10.2010–05.11.2010
Nachdem Michael Müller in seinen letzten Ausstellungen Biografie, Materialgeschichte und Kolonialgeschichte miteinander verknüpfte, scheinen in der aktuellen Präsentation »Was wird er damit tun?« weder formale noch inhaltliche Bezüge offenkundig. Der Titel macht bereits deutlich, dass hier Fragen statt Antworten im Zentrum stehen. Ausgehend von der Zeichnung als seiner bevorzugten Technik, erweitert Müller einmal mehr seine Ausdrucksmittel. Er kombiniert Arbeiten auf Papier und Leinwand mit skulpturalen Werken aus Fliesen, Holz und farbigem Plexiglas. So ist etwa ein herkömmlicher Keilrahmen mit einer semitransparenten, rosafarbenen Luftpolsterfolie umspannt und mit »Kleines Nichts« betitelt. Das traditionelle Utensil eines Künstlers – die Leinwand – fehlt und zurück bleibt eine leere Hülle, auf der ein Etikett mit Angaben zu Titel, Materialien und Maßen angebracht ist. Diese Reflexion des eigenen Tuns ironisiert gleichsam das Klischee einer Kunst des Scheiterns. Das in eine Ecke gehängte Diptychon »Es gibt keine Monster« besteht aus zwei Portraits von Adolf Hitler als gescheiterten Kunststudenten in Wien. Sie legen Züge eines durchschnittlichen, jungen Mannes frei, dessen spätere Gräueltaten sich in keinster Weise angekündigt zeigen. Die detailreichen Zeichnungen tragen Untertitel wie »Photoshop at the Barber« und »A Portrait of a Young Man as an Artist (Not for Sale)«. Ganz abstrakt verhält sich hingegen die großformatige Leinwand »Did You See Me Coming?«. Auf weißem Grund entfaltet sich eine Art Aufzeichnung. Mit feinster Bleistiftmine entsteht ein hermeneutisch abgeriegeltes, in Selbstgespäche verfallenes Werk, das im Grunde nicht belästigt werden möchte. Der scheinbar autonome Bildraum ist gefüllt mit kaum nachvollziehbaren Strukturen. Vielmehr birgt das Werk Fragen nach Regelmäßigkeit und Ordnung und allein der Titel lässt vermuten, dass der Künstler der Vorstellung von Autonomie misstraut.