Termin

Orhan Pamuk - „Museum der Unschuld“ und die Fiktion des Universellen

Ausstellung 01.10.2011–15.01.2012

Kunsthaus Graz, Graz, Österreich

Das Museum ist ein Ich, ein Schwelgen in Subjektivität. Diesem Ansatz folgt Orhan Pamuk (*1952), Literaturnobelpreisträger 2006 und meisterhafter Chronist von Kosmologie und Subjektivität, Fiktion und Autobiografie – mit seiner Sicht der Welt als gleichermaßen enzyklopädische wie intime Form eines allumfassenden Museums. Was macht die Erfahrung eines Museums aus, seine räumliche, zeitliche, symbolische und, nicht zuletzt, phantasmagorische Dimension? Wann liegt ein Museum vor? Wann „ereignet sich“ ein Museum?

Für Pamuk ist der Alltag ein Museum, ein Museum der Dinge. Auch hier steht das Museum für Lebenskraft, für ein Objekt der Liebe, und doch ist es auch eine weitere Version des musée imaginaire. Moderne und Kulturerbe sind durch Geschichte und Gleichzeitigkeit untrennbar miteinander verwoben. „Ich bin ein Schriftsteller. Ich muss Bücher schreiben. Warum sollte ich ein Museum bauen?”, gesteht Pamuk, der in seinem neuesten Meisterwerk, Das Museum der Unschuld (2008), das Wesen romantischer Verbundenheit, aber auch jenes des geheimnisvollen Reizes des Sammelns erforscht.

Die beiden Ausstellungen Antje Majewski. Die Gimel-Welt und Orhan Pamuk. "Museum der Unschuld" und die Fiktion des Universellen , die inhaltlich miteinander korrespondieren und unter dem Titel Das Museum leben zusammengefasst sind, sollen den Sinn, die Funktionen und unterschiedlichen Bedeutungen des Museums in unserer Gesellschaft und der heutigen globalen Kultur hinterfragen. Sie stellen den Abschluss eines Projekts dar, das im Sommer mit der von Katrin Bucher Trantow und Peter Pakesch kuratierten Ausstellung Vermessung der Welt einen ersten Höhepunkt nimmt. Damit wird das Universalmuseum Joanneum als Ganzes verbunden und auf vielfältige Weise durch das Jubiläumsjahr 2011 hindurch reflektiert.

Mit dem 200jährigen Jubiläum des Universalmuseums Joanneum beschäftigt sich der Museums- und Sammlungsverband in seinem Programm 2011 intensiv mit der Frage des Museums als Speicher und Generator von Wissen. Das Museum als Ort der Erkenntnisgewinnung und der Wirklichkeitskonstruktion stellt sich dabei den wichtigen Fragen nach der Definition von Wissensinhalten genau so, wie einer kritischen Untersuchung verschiedener Formen von Wissensrepräsentation und dieser Aufgabe an sich. Ausstellungen in der Alten Galerie, der Archäologie, der Kulturgeschichte und des Kunsthauses beschäftigen sich mit unterschiedlichen Momenten der Erkenntnisgewinnung, zeigen herausragende Persönlichkeiten oder Zeiten auf, die Neuordnungen einer Weltsicht thematisieren und bezeugen, wie das Museum diesen Ordnungen gehorcht und zugleich zu seinem kritischen Behältnis wird.

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns