Termin

Renate Wandel, Mensch in Verantwortung

Ausstellung 29.09.2008

Martin-Niemöller-Haus, Bexbach, Deutschland

In der Ausstellung »Mensch in Verantwortung« zeigt das Martin-Niemöller-Haus in Frankenholz bis zum 29. September 2008 14 zumeist großformatige und mehrteilige  Werke, die gemäß ihrer Thematik schwerlich als »schön« zu bezeichnen sind. Renate Wandel hat radikal-kritische, aber auch spirituelle, visionäre Werke geschaffen, die in einen ästhetisch sehr reizvollen Mantel gehüllt sind. Wo aber liegen die Wurzeln für diese bisweilen sehr aufwühlenden Arbeiten? Die Künstlerin bezieht sich auf »Ordo Virtutum«, einem im 12. Jahrhundert entstandenen, theologischen Singspiel Hildegard von Bingens, das wohl am reinsten die visionäre Gedanken- und Bilderwelt jener Heiligen zum Ausdruck bringt. Renate Wandel empfindet diesen hoch aktuellen, hellsichtigen Text als geradezu wegweisend für ihr eigenes Schaffen.

Umweltkatastrophen, Klimawandel, eine erschreckend hohe Kindersterblichkeit in der Dritten Welt, die wir aus den Medien wahrnehmen, aber im gleichen Augenblick auch schon wieder verdrängt haben, das erhöhte Gewaltpotential – besonders unter Jugendlichen – aber auch unsere emotionslose Spaßgesellschaft, die von Eskapismus geprägt ist, spiegeln sich in den Worten Hildegard von Bingens. Renate Wandel, die ihre Kunst als eine zweite Sprache versteht, greift gesellschaftliche und soziale Schieflagen auf und setzt sie in ihren Arbeiten mit dem gebührenden Respekt vor den dargestellten Menschen um. Dennoch sind ihre Werke nicht Mitleid heischend, sondern provokant, wollen den Betrachter wach rütteln, ihn aus der Reserve locken und zu einer intensiven Auseinandersetzung mit den meist großformatigen, farb- und formexpressiven Gemälden führen.

Eine der wohl eindringlichsten Kollagen aus der Serie »Bilder gegen die Gewalt« zeigt eine getötete Mutter, die in ihrer Blutlache am Boden liegt. Die in einem Halbkreis sie umstehenden Soldaten wirken emotions- und teilnahmslos. Es sind schwarz-weiße Gestalten in Uniform, teilweise mit Gewähr bewaffnet, die scheinbar im Bild eingefroren sind. Einzig das kleine Mädchen mit den feuerroten Schuhen fliegt uns, über weitere Blutpfützen springend, entgegen.Renate Wandel hat bei dieser Arbeit erneut auf Elemente der Wirklichkeit zurückgegriffen: Zum einen integrierte sie eine Aufnahme der US-Armee in Vietnam und zum anderen band sie eine unbeschwerte Pariser Straßenszene mit einem kleinen Mädchen in das grausame Spiel ein.

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