Termin

Ricochet #1. Cris Koch. 343 m/s

Ausstellung 14.01.2010–14.03.2010

Museum Villa Stuck, München, Deutschland

Schallwellen legen im Schnitt 343 Meter pro Sekunde zurück. Im Werk des jungen Berliner Künstlers Cris Koch (geb. 1975) spielt Schall, englisch „sonic“, als Thema, Schriftzug und Werktitel eine zentrale Rolle. Mit einer vielseitigen Bandbreite an Techniken, Werkzeugen und Medien verwebt der Künstler und Musiker urbane Motive mit typographischen Fragmenten und populären Figuren zu wilden popkulturellen Werken.

Der »schöne Schall« und seine ästhetischen Begleiterscheinungen sind Thema der Werke, die im Untergeschoss der Villa präsentiert werden. In der Installation alter Plattencover und Plakate reflektiert der Künstler, der in verschiedenen Musikprojekten tätig war, die visuellen Resultate seiner musikalischen Vergangenheit. »The Historical Society of Noise« zeigt das Instrumentarium einer Band aus umgestalteten Musikinstrumenten und entfremdeten Alltagsgegenständen, die den Anschein erwecken, funktionierende Musikinstrumente zu sein. Das Schlagzeug ist eine Waschmaschinentrommel, Tonarme von Plattenspielern liegen als Drumsticks bereit. Die Instrumente sind verkabelt. Der Schein der Funktionalität bleibt zunächst gewahrt, verdeckt die Dysfunktionalität.

Noch weiter auf den Pfad der Dekonstruktion begibt sich Koch mit der Installation »Plattenladen«. Er entzieht Tonträgern ihre akustische Funktionalität und stellt das reine Konstrukt ihrer visuellen Ästhetik zur Schau. Koch hat wahllos erworbene Schallplatten bemalt und ihre Cover neu gestaltet. Plattenspieler ohne Tonarm transformieren das neu gestaltete Vinyl durch Rotation zum visuellen Ereignis. Der Betrachter kann das Wesen des Kunstwerks über den Geschwindigkeitsregler mitbestimmen und wird so konstituierender Teil des Kunstwerks selbst. Durch die Titel auf den neu gestalteten Covers erinnert Koch an den ursprünglichen Inhalt der Platten, seine Neuordnung ist nicht endgültig. Der Besucher der Ausstellung kann Platten und Cover nach eigenem Geschmack neu sortieren. Die Anziehungskraft scheinbar nebensächlicher Aspekte, der materiellen Seite der musikalischen Produktion – nichts weniger als ihre Magie, rückt in den Mittelpunkt, sobald sich der musikalische Inhalt in Luft aufgelöst hat. Ein Standpunkt, der sich auch bei Thurston Moore von Sonic Youth findet: »I like watching music more than listening to it. I like watching live bands. Looking at records. Touching them. Smelling them.«

Im Treppenhaus der Villa Stuck wird die Vielfalt von Kochs Schaffen erfahrbar. Er malt auf Pappe, Holz oder Leinwand, benutzt eine Rakel als Pinsel und bedient sich der Monotypie. Koch coloriert mit Aquarell und Buntstiften, er benützt Acryl, Tusche, Marken und Sprühfarbe. Beschaffenheit des Untergrunds sowie Bearbeitung lassen oft grobe, ungeschliffene Werke entstehen, die an Street Art erinnern und von urbanen Motiven wie Hochhäusern, Ampeln oder Pylonen durchzogen sind.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag, 11-18 Uhr

Eintritt
4,00 € (normal),
2,00 € (ermäßigt),
6,00 € (Familienkarte),
sonntags: Eintritt frei

Diese Seite teilen

Besuchen Sie uns