Termin

SKULPTUR.WEIMAR.2011. Beate Debus und Timm Kregel

Ausstellung 22.05.2011–30.09.2011

verschiedene Orte, Weimar, Deutschland

Veranstalter: Galerie Profil Weimar

Schon ab Mitte Mai wartet heuer die jährliche Ausstellungsreihe Skulptur . Weimar im mittlerweile dreizehnten Jahr ihres Bestehens mit – wie könnte es anders sein – dreizehn neuen plastischen Arbeiten auf. Das Stadtgebiet vom Schillerhaus über den Theaterplatz bis hinauf zum Kulturbahnhof Weimar wird den Sommer über wieder ebenso neu mit Skulpturen bestückt sein wie der Park des Romantikhotels Dorotheenhof im Ortsteil Schöndorf. Mit Beate Debus (*1957) und Timm Kregel (ebenfalls *1957) führt die Kuratorin Elke Gatz-Hengst (Galerie Profil Weimar) zwei Bildhauer zusammen, die im künstlerischen Werk ihrer überlebensgroßen Arbeiten ideal harmonieren – wie unterschiedlich der jeweilige künstlerische Zugriff auch sein mag.

Beate Debus denkt ihre Kunst vom Menschen her. Ausgehend von kubistisch inspirierten weiblichen Torsi und der Darstellung zweier aufeinander bezogener menschlicher Gestalten („Paar“; „Gegeneinander“; „Zusammen“), die ihre Arbeit bis in die 90er Jahre hinein charakterisieren, abstrahiert die Bildhauerin ihre Werke in der Folge mehr und mehr von allen Resten figürlicher Darstellung.
Der menschliche Raum – der physikalische Raum unseres Körpers und seiner Bewegungen wie der spirituelle Raum unserer Seele – bleibt gleichwohl das bestimmende Thema in Beate Debus’ Kunst. So verweisen denn auch Werktitel wie „Aushalten“, „Rückschreiten“ oder der „Tanz“ auf eine der Beobachtung menschlicher Lebensvollzüge entspringende künstlerische Motivation. Die Gestaltung der Skulpturen aber verschiebt sich immer weiter vom Mimetischen weg – hin zu einer Reflexion der Grundlagen körperlicher wie seelischer Regungen. In einer ständigen „Verortung menschlicher Energiepotenziale“ (Manfred Bade) loten die Werke fundamentale Themen aus: Freiraum und Balance – Schwäche und Standhaftigkeit – Stütze und Erdung – Kleinmut und Überspannung.
Jedes Werk verkörpert je eine Seite solcher Dichotomien positiv und ganz. Die für Beate Debus so typische komplementäre Einfärbung der Skulpturen – ein Teil des Holzes wird kohlschwarz gebrannt, der andere bleibt naturfarben oder erscheint durch Schlämmkreide weiß – verweist auf einen dennoch existenziellen Dualismus der Kräfte: Ein „Aufbäumen“ gelingt nur auf Basis einer fest gegründeten Stabilität; ein „Aushalten“ nur auf der Grundlage geerdeter Balance; „Berührung“ ist nur zwischen zwei Körpern denkbar; „Unterbrechung“ nur vor dem Hintergrund der Kontinuität. So begreift jede positive Setzung in der Skulptur doch eine Dichotomie in sich.

Beate Debus bearbeitet die Baumstämme mit der Kettensäge. So schuf auch Timm Kregel die Werke, mit denen er vor drei Jahren die Orangerie im Park von Belvedere bestückte: „Buchen von Belverdere“ betitelte die Ausstellung damals seine Arbeiten, die – tatsächlich aus den Buchen des Parks entstanden – mit kryptischen Titeln wie „Sumac“, „Egri“, „Thalo“ oder „Linster“ den Ursprung der Kunst bis in die Phänomene der uns umgebenden Natur hinein verfolgte.
Wie hat Kregels Kunst sich seither gewandelt! Von der Holzbearbeitung wechselte er zum Aluminiumguss, und selbst wo Werke scheinbar ihre Gestalt behalten, werden sie auf diesem Wege doch zu etwas völlig Neuem. So ist das Vorbild zu „orbis terrae“ die aus verschiedenen Hölzern aufgebaute, fast zehn Jahre alte Arbeit „Godzos Weg“. Erschöpfte sich „Godzos Weg“ aber in der Balance von stabiler Statik und fragilem Aufbau, wird „orbis terrae“ – der Titel sagt es – zum Bild der ganzen Welt. Fragmentarische Abdrücke der Elemente – der Fisch und der Schriftzug AQUA für das Wasser; der Adler und AER für die Luft; der Elefant und TERRA für die Erde; IGNIS, das Feuer, scheint durch das gesamte Werk wie durch eine Sonnenscheibe vertreten – wie die Zuordnungen von ORIENT und OCCIDENT laden die in ihren hohen Stützen ruhende Scheibe symbolisch auf.
Auch für „Nana“, „Kabinett“ und „Das Gefährt“ sind Vorbilder in den hölzernen Arbeiten gleichen Titels erkennbar, die jedoch nicht als verkleinerte Modelle entstanden, sondern selber eigenständige Werke sind. Diese Vorbilder vererben die Zahlenverhältnisse ihres Aufbaus an die neuen Arbeiten, die so ebenfalls mit den symbolischen Bedeutungen der Zwei, der Drei oder der Vier spielen: Nicht zufällig hat „orbis terrae“ nicht, wie so viele Plastiken Kregels, nur drei Beine, sondern unterstreicht in ihrer Vierzahl noch einmal den Hinweis auf die Elementarkräfte, die vier Winde und die Himmelsrichtungen.
Wie bereits im Sommer 2009, so flankiert die Kuratorin Elke Gatz-Hengst auch in diesem Jahr den städtischen Skulpturenparcours durch Einzelausstellungen beider Künstler der Galerie Profil: Von der Vernissage zur der Langen Nacht der Museen am 21. Mai an werden dort bis zum 7. Juli 2011 Werke von Beate Debus unter dem Titel „Kopf. Skulptur – Relief – Zeichnung“ gezeigt. Eine Personalausstellung zur Arbeit Timm Kregels schließt sich vom 9. Juli bis 19. August 2011 an.

Dr. Cornelie Becker-Lamers, Weimar
 

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