Termin

Thomas Demand: presidency | embassy

Ausstellung 26.09.2009–29.11.2009

MUMOK: Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, Wien, Österreich

Die MUMOK Factory präsentiert Thomas Demand (*1964 in München)
mit den beiden Werkserien Presidency (2008) und Embassy (2007).
Demand, der als Dokumentator unserer Medienwelten beschrieben wird
und über die Fotografie hinaus als „Illusionist“ oder „Reproduzent“ wirkt
zählt zu den international gefragtesten Künstlern der Gegenwart. Seine
großformatigen Fotografien wurden zuletzt erfolgreich im Museum of
Modern Art in New York und auf der Biennale in Venedig ausgestellt.
Zurzeit bereitet die Neue Nationalgalerie Berlin seine bislang größte
Einzelpräsentation in Deutschland vor.

Thomas Demands Arbeiten zeigen menschenleere Architekturen von
gesellschaftspolitisch brisanten Ereignissen bzw. „Tatorten“, die im
kollektiven Bewusstsein verankert sind. Scheint es sich bei den
Aufnahmen zunächst um real existierende Orte zu handeln, erweisen sie
sich auf den zweiten Blick als geschickte Rekonstruktionen der
Wirklichkeit. Ausgehend von fotografischen Vorlagen aus der Welt der
Medien baut der Künstler detailgenaue, lebensgroße Modelle aus Papier
und Karton, die er abfotografiert und anschließend wieder zerstört.

Hinter seinen Werken — die auf einem bildhauerischen Konzept beruhen
— steht ein extrem personalintensiver und zeitraubender Arbeitsprozess.
In Presidency nimmt Thomas Demand einen der prominentesten
Schauplätze der Macht — das Büro des US-Präsidenten im Weißen Haus —
unter die Lupe. Aus Papier, Karton und Konfetti baute er ein minutiöses
Modell des Oval Office in Originalgröße, das er nach dem Fotografieren
wieder vernichtete. Die Serie entstand als Auftragsarbeit für eine Cover
Story des „New York Times Magazine“ vom 9. November 2008, fünf Tage
nach der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten. In der
inhaltlich ebenfalls politischen Serie Embassy widmet sich der Künstler
einem Vorfall, der sich im Jänner 2001 in der Botschaft von Niger in Rom
ereignete: Damals verschwanden bei einem Einbruch Briefpapier und
Stempel, die später dazu verwendet wurden Beweise für einen
angeblichen Uranschmuggel in den Irak zu fingieren. Die gefälschten
Dokumente dienten der Regierung Bush schließlich als Legitimation für
den Irakkrieg. Beide Arbeiten stehen nicht nur über ihr Motiv als Orte
staatlicher Repräsentanz in Verbindung zu einander. Die extreme
Popularität des Oval Office steht im diametralen Gegensatz zum
unbekannten Ort der nigerischen Botschaft, und doch sind beide Orte
geschichtswirksame “Tatorte” im Demand´schen Sinn.

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