Termin

Tobias Rehberger: flach. Plakate, Plakatkonzepte und Wandmalereien

Ausstellung 07.03.2010–02.05.2010

Museum für Angewandte Kunst, Frankfurt am Main, Deutschland

Der Künstler Tobias Rehberger, Professor für Bildhauerei an der Städelschule in Frankfurt am Main und Preisträger des Goldenen Löwen der Biennale von Venedig in 2009, ist dafür bekannt, seit den 1990er Jahren die Entwicklung zur Kommunikationsgesellschaft für die Kunst erschlossen zu haben. Seine Strategien führen dabei zu einer Erweiterung der traditionellen Rolle des Künstlers, der Kunstproduktion, der Ausstellung und des Publikums um die interaktive Benutzerdimension.

In der Regel gehören Lampen, Liegen oder Vasen zum Material, das Rehberger im Sinne der Fragestellung bearbeitet, ab wann die Dinge Kunst sind. Auf die viel besprochene Venedig-Biennale angewendet, ließe sich formulieren, ab wann eine Cafeteria als ein Kulturort für Essen und Begegnung Kunst sein kann. Die Abteilung Buchkunst und Graphik des Museums für Angewandte Kunst zeigt nun erstmals Plakate von Tobias Rehberger und stellt seine Neudeutungen dieses Mediums vor: von Plakaten, die er im eigenen Auftrag für Produkte wegen ihres Stellenwerts in seiner persönlichen Lebenswelt - sei es der Sportartikel-Hersteller „adidas“ oder der Landwirt „Bauer Mann“ aus der Frankfurter Kleinmarkthalle – entworfen hat, bis hin zu wilden Plakatierungen als Bestandteil von Ausstellungen.

Bereits dieser knappe Ausblick auf einige Qualitäten des Rehbergerischen Plakatwerks lässt erahnen, dass der Künstler das Plakat über die gewohnten Grenzen visueller Kommunikation hinaus treibt. Er leistet eine Umwertung der Hierarchien zwischen dem Plakat als funktionalem Werbemedium und dem Plakat als attraktivem Bildmedium. Mit der Eigeninitiative im Finden eigener Formensprachen für Marken als Plakat, fortgesetzt durch die freie Hängung im öffentlichen Raum, wird das Medium aus dem Zweck der Profitsteigerung einer Marketingstrategie losgelöst und in die offene Situation eines Kunstprojekts gebracht. Der Künstler beharrt auf dem Recht, das er traditionell hat. Er ist der Autor wirksamer Bildlichkeit und er entscheidet, welche Motive er für bildwürdig erachtet. Dem Hoheitsrecht von Wirtschaftsunternehmen auf Bildpräsenz in der Öffentlichkeit wird dasjenige der Kunst und dem dazugehörigen Spiel mit Konventionen entgegengesetzt. Tobias Rehberger entwirft zudem eigens für diese Ausstellung mehrere Plakate, die den Stadtraum in einen gut besuchten Ausstellungsraum und den potentiellen Konsumenten in Teilnehmer an einem Kunstereignis verwandeln. Neben den Plakaten sind auch neue Wandmalereien und Tapeten des Künstlers zu sehen. Indem Tobias Rehberger Wandmalereien in der Produktionsweise an die Ökonomie von Tapeten angleicht – die Wandmalereien sollen so teuer wie Tapeten sein - strebt er eine Annäherung zwischen der exklusiven Einmaligkeit einer Wandmalerei und der Erschwinglichkeit der Tapeten aufgrund ihrer seriellen Produktion für Jedermann an. Werden darüber hinaus Tapeten als Bilder für Innenräume auf Plakate als Bilder für Außenräume bezogen, wird deutlich, dass uns Tobias Rehberger entlang der Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum die Frage stellt, ab wann aus Bildern im Zeitalter der Massenkommunikation Kunst werden kann und wie sich dann diese Besonderheit erklärt.

Weitere Informationen

Öffnungszeiten:
Di – So 10 – 17 Uhr
Mi 10 - 21 Uhr
Mo geschlossen

Eintritt:
Regulär 8€
Ermäßig 4€

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