Krisen werden längst nicht mehr als wiederkehrende Phänomene, sondern als unterschwelliger Dauerzustand wahrgenommen. Die Kunst, ein empfindlicher Seismograph für schwer fassbare Veränderungen, zeichnet heute ein entsprechend vielschichtiges und keineswegs nur düsteres Bild einer diffusen Bedrohungslage. Doch schon seit Beginn der Moderne vor etwa 200 Jahren haben Künstler besonders sensibel auf sich anbahnende historische Brüche reagiert. So entstehen seitdem immer wieder Kunstwerke, deren Oberfläche jenseits von Katastrophenszenarien oder rationalen Erklärungsversuchen einen ahnenden Blick auf das darunter Verborgene freizugeben scheint. In einer umfangreichen Themenausstellung versammelt das Marta Herford zeitgenössische sowie einige herausragende historische Bilder der Verunsicherung.

Doch die Schatten der Zeit erscheinen hier nicht bloß als harte Konturen oder alptraumhafte Visionen, sondern in vielfältigen, oft sogar farbigen und heiteren Facetten, welche sich einer tagesaktuellen oder plakativen Abbildung der Krise bewusst verweigern.