Vija Celmins, Amerikanerin mit lettischen Wurzeln, ist – wenngleich in Deutschland weniger bekannt – eine der ganz großen Künstlerinnen des Fotorealismus. Seit den sechziger Jahren überträgt sie fotografische Vorlagen auf Gemälde, Zeichnungen und vor allem Druckgrafiken. Sie beschränkt sich auf wenige Motive, die sie immer wieder neu, mit immer wieder anderen Techniken abbildet. Es ist eine große Forschungsarbeit, eine Recherche. Das Museum Ludwig folgt dieser Recherche und zeigt über 60 Verarbeitungen der vier großen Motive der Künstlerin: Meeresoberfläche, Nachthimmel, Wüste und Spinnennetz. Es gibt wohl kaum eine Künstlerin, von der man mit mehr Recht be-haupten könnte, sie habe ihre Bilder durchgearbeitet. Konzentriert eignet sich Celmins das Bild immer wieder aufs Neue an. Paradoxerweise wird es dadurch nicht klarer, sondern nur abstrakter. So wie jedes Foto bereits eine Art von Abstraktion der Wirklichkeit ist, führt Celmins mit ihrer Übertragung eine weitere Abstraktionsebene ein. Ihre Bilder schließen so eine Reflexion über das Bildermachen und das Wesen der Abbildung ein.