Wie die vor zwei Jahren im Hamburger Bahnhof (Berlin) gezeigte Ausstellung „Kult des Künstlers: Beuys. Die Revolution sind wir“ gezeigt hat, lässt sich Beuys’ Begriff und Praxis der sozialen Skulptur kaum auf einen unvermittelten künstlerischen und/ oder politischen Kern herunterbrechen. Stattdessen ließ die Ausstellung die Bedeutung zu Tage treten, die Erkenntnistheorie innerhalb seines Denkens und Arbeitens einnahmen. Von heute aus gesehen könnte hierin jene Umschichtung von Kunst zu Wissensformen gesehen werden, die zugleich eine bis in heutige künstlerische Entwürfe hineinreichende Reformatierung ästhetischer Gattungs- und Medienkategorien mit sich brachte. Dass und wie Beuys sich dabei selbst als eine buchstäblich vermittelnde Instanz inszenierte, die die ‚soziale Skulptur’ als eine medientaugliche Strategie der Aneignung und Umarbeitung kunsthistorischer Ikonografien und Genealogien ansichtig werden lässt, wird der Vortrag am Beispiel seiner 1972 entstandenen Plakatedition ‚La rivoluzione siamo noi’ diskutieren.

Univ. Prof. Sabeth Buchmann arbeitet als Kunsthistorikerin in Berlin und Wien und unterrichtet Kunstgeschichte der Moderne und Nachmoderne an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Jüngere Veröffentlichungen: "Denken gegen das Denken. Produktion - Technologie - Subjektivität bei Sol LeWitt, Yvonne Rainer und Hélio Oiticia" 2007, "Film, Avantgarde, Biopolitik" 2009.