Der Roman ‚Die andere Seite’, in dem Alfred Kubin erstmals seine Fähigkeiten als Schriftsteller und Zeichner vereinte, lässt sich vielfach interpretieren – als Klassiker der Phantastischen Literatur und als moderne Apokalypse-Darstellung. Kubins autobiographischen Aussagen folgend, kann man den 1909 veröffentlichten Prosatext aber auch als Variation über den Vater-Sohn-Konflikt deuten – und als philosophisches Statement. Aus der Erkenntnis, „daß das Hin- und Herpendeln ein Gleichgewicht darstellt“, wird die Idee: „die Welt ist Einbildungskraft, Einbildung – Kraft“. Lisbeth Exner zeigt, wie Alfred Kubin sich auch unter Nutzung der formsprengenden, motivwuchernden und widerspruchfördernden Kraft des Grotesken als Schöpfer installiert.

Lisbeth Exner (geboren 1964 in Wien) ist promovierte Germanistin und lebt als freie Autorin in München. Als Herausgeberin und Biografin veröffentlichte sie Monographien, u.a. über Salomo Friedlaender/Mynona, Richard Huelsenbeck, Leopold von Sacher-Masoch und Franz Pfemfert und arbeitet für Rundfunk und Zeitungen.

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