Vortrag 23.11.2011, 18:30 Uhr
Wo in Renaissance und Barock die Kunst und die Künstler zum Thema der Kunst werden, spielt ein geflügelter Greis mit Sense und Stundenglas eine prominente Rolle: Chronos, die Personifikation der Zeit, mit Anklängen an den römischen Gott Saturn (griech. Kronos), der seine Kinder verschlingt.
Besondere Bedeutung erlangt die Darstellung von Chronos und der Kunst am Prager Hof von Kaiser Rudolf II. um 1600, bei Rubens und im Umkreis der Pariser Akademie. Später erlebt dieses allegorische Konzept originelle Wiedererweckungen in der graphischen Kunst des Satirikers William Hogarth und des Realisten Adolph Menzel.
Der Vortrag geht den sehr unterschiedlichen Funktionen nach, die Chronos in der Kunst zugewiesen wurden: vom blindwütigen Zerstörer des Schönen, den die Kunst ihrerseits abzuwehren oder gar niederzuringen sucht, bis zum Förderer und Enthüller, ja Erretter der Kunst vor ihren wahren Feinden – Ignoranz, Missgunst und wankelmütiges Glück.