Termin

Vortrag von Ursula Koch: Zwischen Narrenfreiheit und Zwangsjacke. Die Pariser illustrierten satirischen Zeitschriften La Caricature und Le Charivari

Vortrag 21.08.2011, 11:30 Uhr

Olaf Gulbransson Museum, Tegernsee, Deutschland

Die von dem republikanisch gesinnten Verleger-Publizisten Charles Philipon nach der Pariser Julirevolution (1830) im November gegründete illustrierte politisch-satirische Wochenzeitung La Caricature sowie die 1832 entstandene, europäischen Satire-Journalen als Vorbild dienende Tageszeitung Le Charivari („Katzenmusik“, 1832-1926) waren die ersten politisch-satirischen Periodika modernen Stils, in denen Text und Bild (Lithografien) eine glückliche Verbindung eingegangen sind.

Ihre Hauptzeichner, Honoré Daumier (bis 1875) , J.J. Grandville und Traviès, bekämpften mit den Waffen der Satire den als „Birne“ verspotteten „Bürgerkönig“ Louis Philippe, was zahlreiche Prozesse zur Folge hatte. Die Erneuerung der Bildvorzensur führte 1835 zur Einstellung der Caricature und zu einer Umorientierung des Charivari. Dieser bot seinen Lesern künftig vor allem Genre- oder gesellschaftliche Sittenbilder. Nach einer kurzen Unterbrechung während des revolutionären „Völkerfrühlings“ (1848) setzte Le Charivari diese Politik fort, wenngleich Napoleons III. und Bismarcks Kriege die auβenpolitische Phantasie der immer zahlreicher werdenden Karikaturisten beflügelten. Für den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) ist das Blatt eine wichtige Quelle. Fortan kommentierte Le Charivari, der sich – wie seine sich vermehrenden Konkurrenten – seit 1881 der Pressefreiheit erfreute, vom liberalen Standpunkt aus die in- und ausländische Politik sowie die französische, insbesondere Pariser Gesellschaft. Wenige Jahre nach dem I. Weltkrieg (1926) hörte die Tageszeitung, nur mehr ein Schatten ihrer selbst, auf zu erscheinen, gefolgt von einer „Neuen Serie“, einem chauvinistischen Wochenblatt.

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