Termin

Workshop: Bilder exotischer Tiere zwischen wissenschaftlicher Erfassung und gesellschaftlicher Normierung 1500 – 1800

Tagungen und Symposien 10.10.2017–11.10.2017

Universität, Augsburg, Deutschland

Die Darstellung exotischer Tiere zählte zu den besonderen Herausforderungen an Künstler der Frühen Neuzeit. Ihr Innovationsbedarf war zweifach, da neben der textlichen Überlieferung der antiken Naturgeschichte die im Zuge der überseeischen Expansion rapide zunehmenden Kenntnisse außereuropäischer Fauna einer visuellen Fixierung bedurften: Im methodischen Spannungsfeld von humanistischer Textrevision und sammelnd-empirischer Erfassung avancierte das Bild zu einem primären Erkenntnisträger der vormodernen Zoologie. Epochale Forscher wie Ulisse Aldrovandi engagierten etwa Künstler, um ihr Wissen anhand der Visualisierung sowohl externer Bildvorlagen als auch lebender und präparierter Tiere aus den eigenen Sammlungen zu schärfen. Ihre Erkenntnisse wurden jenseits der Naturkunde in zahlreichen Fällen in illustrierten Flugblättern popularisiert; umgekehrt konnten Flugblätter mit kommentierten Bilddarstellungen unbekannter Arten als Belege für die Forscher dienen. Analog dazu blieb auch die Betrachtung lebender oder präparierter Exoten nicht auf eine elitäre Sphäre begrenzt, sondern zählte zum Repertoire wandernder Schausteller in der frühneuzeitlichen Populärkultur. Zugleich wurden Motive exotischer Tiere im Bereich der repräsentativen Kunst adaptiert, indem sie in Embleme und Allegorien eingesetzt wurden. Neben dem weit verbreiteten Thema der vier Erdteile, für die Exoten zur Markierung insbesondere Afrikas und Amerikas dienten, sei etwa auf die Symbola et Emblemata des Joachim Camerarius verwiesen, die ausschließlich Motive der weltweiten Flora und Fauna beinhalten. Ihnen allen gemein war der Klassifikationsbedarf in einer von Mythen und Legenden geprägten Naturvorstellung sowie der Skala der Naturreiche. Unter der Annahme, dass der Blick auf einen unbekannten Bereich der Natur mit der Prüfung des eigenen kulturellen Selbstverständnisses verbunden ist, stellt der projektierte Workshop die Frage nach Momenten sozialer und kultureller Normstiftungen in frühneuzeitlichen Bilddiskursen exotischer Fauna.

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