Porträts

„Malerei ist ein Abenteuer“ - der Künstler Helmut Wetter im Porträt

Das künstlerische Schaffen Helmut Wetters (*1949) bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion. – Hatte er während seiner Ausbildung bei Peter Dreher noch vor allem Porträts und Stillleben, die meist banale Alltagsgegenstände zeigten, realistisch nüchtern gemalt, so setzen sich seine aktuellen, ungegenständlichen Arbeiten mit der Malerei als solcher, vor allem mit der Farbe und ihrer Materialität auseinander.

Die Bilder werden von Rechtecken dominiert, die mal akkurat voneinander abgegrenzt sind, mal ineinander übergehen. Farbspritzer, ausfransende Ränder lösen die orthogonale Grundtendenz des Bildes immer wieder auf. So wird der geometrischen Anlage, die von Ferne den Einfluss Piet Mondrians erkennen lässt, eine starke innere Bewegung entgegengesetzt; der deutlich sichtbare Pinselduktus verstärkt diese Wirkung noch. Die Balance zwischen impulsivem malerischem Gestus und tendenziell fixer Form ist das Ergebnis eines langwierigen Prozesses, der auch im fertigen Bild sichtbar werden soll – beispielsweise durch Farbe, die bewusst nicht am Fließen gehindert wird, oder durch abwechselnd pastosen und lasierenden Farbeinsatz, der eine Vielzahl von übereinander gelegten Schichten erahnen lässt. Neben hellen Pastellfarben, die Helmut Wetters aktuelle Arbeiten bestimmen, bleibt am Bildrand immer noch ein kräftiger Rot-Ton sichtbar, der für den Künstler den Ausgangspunkt der Bildgestaltung markiert – sozusagen das „Fundament“ des gesamten Bildes, das den nötigen „schweren“ Gegenwert zu dem Eindruck von Leichtigkeit bildet, den die hellen oberen Farbschichten vermitteln.

Nachdem er lange Zeit vor allem auf Leinwand arbeitete, bevorzugt Helmut Wetter jetzt Papier als Bildträger, wobei er besonderen Wert darauf legt, den spezifischen Materialcharakter zu erhalten.Die Bilder werden nicht glatt auf einen festen Untergrund aufgezogen, sondern lose angeheftet. Meist präsentiert Wetter diese Blätter gerahmt unter flachen Plexiglaskästen, die den Eindruck der Loslösung des Bildes vom Untergrund noch verstärken.

Für die Gruppenausstellungen der Karlsruher „Kunst an der Plakatwand“, an denen er seit Jahren teilnimmt, verändert Wetter seine Malerei, nicht nur, um sie dem neuen Trägermaterial Holz und der enormen Größe von 260x360 cm anzupassen, sondern in erster Linie, da eine Übertragung aus dem von ihm favorisierten Hochformat, das die Farbfelder als konkrete Setzung erscheinen lässt, in das Querformat nicht ohne Veränderung möglich ist: Stehen in seinen Arbeiten auf Papier die einzelnen Farbfelder dicht an dicht, sodass das Bild geradezu aus diesen „gebaut“ erscheint, so sind auf den beiden in der Ausstellung „Go West“ gezeigten Plakatwänden nur wenige Rechtecke prägnant auf einem changierenden Grund platziert.

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Malerei biete ihm die Möglichkeit, sagt Wetter, Emotionen, Stimmungen, Überlegungen zu Harmonien und Dissonanzen mit größtmöglicher Direktheit umzusetzen. Nach einer langen Phase figurativer Malerei will und kann Wetter sich nicht endgültig auf die Gegenstandslosigkeit festlegen. Weiterentwicklungen, Richtungswechsel berechnet er nicht voraus – er lässt sie zu. Aus diesem Grund trennte er sich nach einiger Zeit etwa vom Motiv der Schwimmenden. In jenen Arbeiten kündigte sich seine Hinwendung zur abstrakten Malerei bereits an: Die dargestellte Bewegung sowie die im Bild eingefangene Lichtbrechung durch das Wasser bedingten eine Verzerrung der Figur, die dem Künstler jedoch gleichzeitig einen freieren Umgang mit ihr und eine logische Einbettung in die sie umgebende Bildfläche ermöglichte. Mit diesen sowie zahlreichen anderen Bildern, die sich zwischen Figuration und Abstraktion bewegen und nicht endgültig verorten lassen, thematisiert Helmut Wetter indirekt auch die Vorrausetzungen seiner Malerei. – Er macht deutlich, dass Malerei zwangsläufig immer mit einem gewissen Grad an Abstraktion einhergeht, so naturgetreu sie auch sein mag.

Dieses Porträt entstand im Rahmen der von Dr. Kirsten Claudia Voigt geleiteten Übung „Künstler im Porträt, eine Schreibwerkstatt“ des SS 2005 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Karlsruhe.


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