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„Von Homburg nach Venedig“ – Aquarelle von Christian Kegel

Vom 3. bis 6. Juli 2009 präsentiert die Gustavsburg im saarländischen Homburg die Arbeiten Christian Kegels (*1976), der sich bereits in früher Kindheit intensiv mit Malerei auseinandersetzte und seit fast zehn Jahren neben seinem Beruf als Arzt die Technik des Aquarells mit viel Gespür für Farbe und Form zu perfektionieren sucht. Seine lyrischen Stadt- und Landschaftsaquarelle, die bisweilen von Errungenschaften der Moderne – wie einem Kranschiff in der Lagunenstadt Venedig oder den Ampelanlagen und dem dahinfließenden Verkehrsstrom vor der Ludwigskirche in Saarbrücken – gebrochen werden, besitzen ästhetische Eigendynamik und ziehen dergestalt den Betrachter in den Bann. Eine Ausstellungsempfehlung von Verena Paul.

In der Ausstellung „Von Homburg nach Venedig“ werden dem Besucher neben den Impressionen aus Saarbrücken, vom Völklinger Hüttengelände, aus Homburg oder dem nahe gelegenen Ort Jägersburg, die lichtdurchfluteten Italien-Aquarelle begegnen, die Christian Kegel während seiner Reise im vergangenen Jahr gefertigt hat. Dabei liegt der Fokus auf der Lagunenstadt Venedig, die der Künstler in ganz unterschiedlichen Facetten einfängt: Von der morbiden Morgenstimmung der in Nebel getauchten Stadt, den sich einem Kanal zuneigenden farbenfrohen Häusern, über die geheimnisvoll hinter einer Vaporetto-Station aus dem Wasser herausragende Kirche bis hin zu den rhythmischen Arkaden der Pescheria mit den im Wind flatternden roten Stoffbahnen.

Bei eingehender Betrachtung dieser Aquarelle lässt die Experimentierfreude mit Farben und Formen sowohl eine geistige Verwandtschaft mit dem englischen Romantiker William Turner als auch mit Künstlern des Expressionismus – etwa Emil Nolde – erahnen: Konturen lösen sich bis hin zu einem völligen Verwischen auf, gestochen scharfe Details treten spannungsvoll dazwischen und Farben werden in ihrer Leuchtkraft derart gesteigert, dass sie zu einem Ausdrucksträger situativer Emotionen werden. „Mit der Aquarellmalerei gelingt es mir,“ so der Künstler, „meine ganz persönlichen Erinnerungen an eindrucksvolle Bauwerke und Landschaften mit nach Hause zu nehmen und  – was mir besonders wichtig ist – auch neu zu aktivieren.“ Damit erzielt Christian Kegel eine „Handschrift“ von großem Wiedererkennungswert, die sich neben einer versierten Technik, markanten Motivausschnitten primär durch das Einfühlen in Motive auszeichnet, so dass eine Verwandlung beiläufiger Beobachtungen von Architekturfragmenten oder Landschaftsausschnitten in poetische Miniaturen stattfindet.

Und genau diese künstlerische Transformation evoziert eine „Entwirklichung“ von Welt, die auch den ästhetischen Reiz der Landschaftsdarstellungen ausmacht. Bei dem Werk „Hoher Kasten, Gewitterstimmung“ verschmelzen die Wolkenformationen mit den Berggipfeln und bilden einen kraftvollen Antipoden zu den in Licht getauchten Wiesen, die von bizarren, dunklen Lineamten überlagert werden. Dieses Liniengeflecht baut auf der Horizontalen im unteren Bilddrittel Spannung auf, setzt also dem über ihm thronenden Bergmassiv eine vitale Kraft entgegen, so dass die Gesamtkomposition eine Balance finden kann. Von der Gegenständlichkeit löst sich des Weiteren das temporeiche Aquarell „Meride, Weinberg im Tessin“: Der Weinberg, gebündelt zu einem blau-grünen Farbschweif, umfängt die sich auflösenden Gebäude eines Dorfes, das auf einem Hügel gelegen ist. Es entsteht ein spannendes Zusammenspiel von sich auflösenden Formen, kraftvollen Kurvaturen, atmosphärischen Farbklängen und dem ausgewogenen Wechsel von Licht- und Schattenpartien.

„Der alte Satz: Aller Anfang ist schwer, gilt nur für Fertigkeiten. In der Kunst ist nichts schwerer als beenden und bedeutet zugleich vollenden.“ Dieser Aphorismus Marie von Ebner-Eschenbachs formuliert treffend die Schwierigkeit von Kunstschaffenden: Sie müssen ein pointiertes, bündiges Ende finden, um „Kunst" hervorbringen zu können. Besonders in der Aquarelltechnik ist jene Art des Werkabschlusses von großer Bedeutung, da es nur wenige Möglichkeiten der Retuschierung gibt. Blicken wir nun auf die hier in der Gustavsburg gezeigten Arbeiten von Christian Kegel, so sind sie – nach meinem Dafürhalten – nicht nur beendet, sondern auch vollendet.

Die Präsentation, die den Charme des historischen Ausstellungsgebäudes der Gustavsburg wirkungsvoll aufnimmt, überzeugt durch Werke, die konturauflösend und farbentrunken, gegenständlich und entmaterialisiert, verträumt und reflektierend zugleich sind und sich auf diese Weise einen für den Besucher unvergesslichen, ästhetischen Weg bahnen. Fazit: Eine erinnerungswache, mitreißende und bezaubernde Ausstellung!

Weitere Informationen

Die Vernissage findet am 3. Juli um 19 Uhr in der Gustavsburg statt.


Informationen zum Künstler http://www.christiankegel.at
 

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