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App-Check: Deep View

Die App »Deep View« verknüpft Gemälde, Fotografien, Plakate u.v.m. auf dem Smartphone mit digitalen Inhalten aus dem Internet. In der Jenaer Ausstellung »Von Renoir bis Picasso. Künstler der École de Paris« soll sie Informationen zu den gezeigten Künstlern und den Hintergründen ihrer Werke liefern. Rowena Fuß hat die App für PKG gecheckt und war überhaupt nicht zufrieden.

Allgemeines

  • Name der App: Deep View
  • Art der App: Museums-App
  • Entwickler: IronShark GmbH
  • Preis: Gratis
  • Ort des Checks: Kunstsammlung Jena
  • Datum des Checks: 11. Februar 2012

Gesamteindruck
Kinderleicht kann man die Gratis-App aus dem App Store oder Android-Market herunterladen und ohne Probleme installieren. Für Informationen zum gewünschten Bild startet man die App, visiert das Gemälde mit der Kamera an und fotografiert es. Nach einer teilweise ziemlich langen Wartezeit werden die Informationen zum Bild geladen. Hier lauert auch die herbe Enttäuschung: Statt Hintergründen bekommt man allgemeine Informationen zum Künstler präsentiert, die sich meist völlig mit dem Objekttext decken. Zu Tullio Garbaris »Die Intellektuellen im Café ›La Rotonde‹« (1916) erzählt die App hauptsächlich etwas zur Biografie von Garbari. Einzig der Objekttext weist auf die Namen der abgebildeten Figuren im Vordergrund hin. Es sind Marinetti und Apollinaire. Erster der Verfasser des futuristischen Manifests, zweiter der erste, der den Begriff Surrealismus noch vor Bretons Manifesten benutzte. Auch bei Chagalls »Der Rabbiner« (1914) präsentiert die App nur Informationen zum Künstler. Dabei verweisen die flächigen Verschiebungen der Bild- und Körpersymmetrie des Rabbis auf Chagalls eigene surrealistische Abwandlung des Kubismus. Solche speziellen Angaben zum Bild fehlen vielfach.

Bei Picabias »Matador in der Arena« (1941) und seinem Bild »Die Badenden, nackte Frauen am Meer« (1941) zeigt die App sogar dieselben Informationen an. Sie zählt biografische Daten und Ausstellungen auf. Zudem erfolgt ein kurzer Hinweis auf die Bedeutung Picabias für die moderne Kunst. Worin diese bestand, wird allerdings nicht geklärt.

Ein kleiner Lichtblick war dagegen Kees van Dongens »Porträt von Kommodore Drouilly« (1926) nicht nur wegen des grellen Gelbtones ihres Kleids. Neben den obligatorischen Daten zur Künstlerbiografie informiert die App zu dessen Malweise und darüber, dass van Dongen damit die Fauves vorwegnahm. Hier war die App ausführlicher als der Objekttext.

Leider überwiegen jedoch die negativen Erfahrungen. Drei Versuche, Angaben zu Henri Haydens »Stillleben mit Rumflasche« (1918) abzurufen, verliefen ergebnislos. Es hängt über einem anderen Bild, was es unmöglich machte, dieses separat zu fotografieren.

Alles in allem ist es völlig sinnfrei, die App als Ausstellungsbegleiter einzusetzen. Sie präsentiert keinen tiefen Blick in das Bild, vor dem man steht. Stattdessen noch einmal den Objekttext. Ein gründliches Lektorat der Inhalte hätte dies verhindern können. Zudem wäre eine bessere Aufteilung der Angaben im Objekttext und den Auskünften der App sinnvoll gewesen.

Bewertung

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