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Art Basel 2010 - Ein Rückblick

Passend zum trüben Wetter zeigte sich die diesjährige Art Basel als Spiegel der weltweiten Sinnkrise, die dem Ende des rasanten Finanzmarktes zu verdanken war. Vom 16. bis 20. Juni 2010 präsentierten 300 ausgewählte Galerien Werke von rund 2.500 Künstlern aus dem 20. und 21. Jahrhundert. Zwar sind der Kunstmesse im Jahr 2010 ein wenig die Farben abhanden gekommen, doch erfreute sie durch eine längst herbeigesehnte Ernsthaftigkeit. Unsere Autorin Christine Spies hat sich dort für Sie umgesehen.

Mit den Worten »transfer that money to me« brachte es Lili van der Stokker auf den Punkt. Ihr bunt bedrucktes Sofa war gewillt, dem interessierten Käufer das Geld aus der Tasche zu ziehen. Obwohl es nicht unbedingt zu vermuten war, erfreute sich die Art trotz abflauender Wirtschaftskrise eines regen Besucherinteresses. Mit 62.500 Besuchern sprachen die Veranstalter von einem Rekord, den auch die durchaus häufig getätigten Kaufgeschäfte bestätigen.

Auffallend geruhsam präsentierte sich auch die Art Unlimited mit ihren 56 Großarbeiten. Einen Diskussionsrahmen boten in diesem Jahr wieder die Art Basel Conversations und der Art Salon als Podium für prominente Mitglieder der Kunstszene. Die Art Public-Inszenierung auf dem Messevorplatz fand ihre Erweiterung diesmal im Rahmen des Art Pacours. Hierbei integrierten einzelne Künstler ihre Werke, in eine spezielle Umgebung der Stadt. Gemächlich verwandelt sich der einstige Kunstmarkt-Motor Art Basel in eine fast schon kuratierte Kunst-Großveranstaltung. Selbst in den Sphären des Internets haben sich die Veranstalter breit aufgestellt. In diesem Jahr konnten Neuigkeiten sowohl über Twitter als auch über Facebook zeitnah verfolgt werden.

Deutliche Veränderungen fand man in den Galerie-Kojen vor, wo Arbeiten aus den letzten Jahrzehnten präsentiert wurden. (2x „waren“ klingt blöd) Somit ist an vielen Stellen der Alltag in die Kunst zurückgekehrt. Ein Beispiel ist Leandro Erlichs Arbeit »Subway«, die aus einer Videoinstallation, die ganz unauffällig in die Wand eingelassen war, bestand. Gerahmt wurde der Bildschirm von einer Türkulisse, die den Betrachter vermuten ließ, durch diese in das Innere der Bahn eintreten zu können. Der Film offenbarte das unaufgeregte Innenleben eines U-Bahn-Waggons.

Das Abbild der bisher sehr beliebten Pop Art-Drucke fiel in diesem Jahr vor allem durch die Zerstörungsabsichten in den Arbeiten von Douglas Gordon auf. Seine Interpretation von »selfportrait of marilyn monroe« offenbarte eine ganz nüchterne Sicht auf die bunte Konsum- und Glamourwelt. Die freien Flächen in dem angesengten Portraits zeigten lediglich eine spiegelnde Fläche, die den Blick des Betrachters auf diesen selbst zurückwarf.

Das Thema Vergänglichkeit schien reges Interesse zu wecken. Verblichene Drucke, mit groben Rasterpunkten im Stil alter Zeitungsausschnitte zeugten von der Sehnsucht nach Beständigkeit und einem Aufbäumen gegen die Flüchtigkeit der neuen Medien. Hier und da standen Bücher im Fokus — gezeichnet, tatsächlich gestapelt oder wie in den Arbeiten von On Kawara sozusagen aufgebahrt. In dieser Umgebung fügten sich die Arbeiten Christian Boltanskis bestens ein. So war sein Archiv »Les suisses morts« — die toten Schweizer — ein prominenter Vertreter für die Sehnsucht nach dem Festhalten. Joep van Lieflands »Video Palace #31« entführte seinerseits in die längst vergangen geglaubte Welt liebevoll archivierter Videokassetten.

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