Call for Papers

Call for Papers: »Eine Stadt müssen wir erbauen, eine ganze Stadt!« Die Künstlerkolonie Darmstadt auf der Mathildenhöhe, vom 17. bis 19. April 2016 in Darmstadt

Die Künstlerkolonie prägt das Bild der Mathildenhöhe in Darmstadt enorm stark. Mit Hochzeitsturm und Ausstellungshaus war sie Impulsgeber für den Jugendstil in Hessen und Labor für so bedeutende Künstler wie Peter Behrens, Hans Christiansen oder Josef Maria Olbrich. Die Tagung will ihre Geschichte und ihr Wirken in den Blick nehmen. Einsendeschluss für Abstracts: 1. August 2015.

-English version below-

Im Zuge der Vorbereitung einer Welterbenominierung der „Künstlerkolonie Mathildenhöhe“ veranstaltet die Wissenschaftsstadt Darmstadt in Kooperation mit dem Deutschen Nationalkomitee von ICOMOS und dem Landesamt für Denkmalpflege Hessen vom 17. bis zum 19. April 2016 eine Konferenz unter dem Arbeitstitel „Eine Stadt müssen wir erbauen, eine ganze Stadt!“ – Die Künstlerkolonie Darmstadt auf der Mathildenhöhe.

Die Künstlerkolonie Darmstadt auf der Mathildenhöhe ist mit ihren Bauwerken, Gartenanlagen und Kunstwerken ein einmaliges Ensemble experimentellen Schaffens, das den architektonisch-künstlerischen Aufbruch in die Moderne im Geist der internationalen Reformbewegung am Beginn des 20. Jahrhunderts auf einzigartige Weise dokumentiert.

Gegründet wurde die Künstlerkolonie Darmstadt von dem kunstsinnigen Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein (1868-1937) im Jahre 1899, um das hessische Kunstgewerbe zu fördern. Im Laufe ihres 15-jährigen Bestehens gehörten ihr 23 Künstler an. Es entstand in dieser Zeit ein herausragendes architektonisches Ensemble, das aus Gebäuden, gestalteten Gärten mit Skulpturen, ganzheitlich entworfener Innenarchitektur und innovativem Design besteht. Im Zuge von vier Ausstellungen entstanden zwischen 1901 und 1914 begehbare Lebenswelten als ästhetische Gesamtkunstwerke, die eine völlig neue Auffassung von Architektur, Raumkunst und gestaltetem Außenraum präsentieren konnten, und in denen die Künstler die Bedingungen von „Wohnen“ und „Arbeiten“ am Anbruch der Moderne reflektierten. Durch diese programmatische Auseinandersetzung gingen von der Mathildenhöhe entscheidende Impulse für die Entwicklung der Architektur des frühen 20. Jahrhunderts aus.

Folgende thematische Sektionen sind geplant:

1. Quellen und Vorgeschichte
Die in Reaktion auf die Folgen der Industrialisierung entstandene Bewegung der Arts-and-Crafts-Künstler wurde von Großherzog Ernst Ludwig bewusst aufgegriffen, um Ideen der reformorientierten Lebensgestaltung auf hohem künstlerischen Niveau mit experimenteller Architektur und innovativem Design auf der Mathildenhöhe Gestalt zu verleihen.
Mögliche Themen- und Fragestellungen, die sich an diesen Befund anschließen, sind:

  • Der Einfluss der Arts-and-Crafts-Bewegung in Europa
  • Die Bedeutung der Zeitschriften des Verlegers Alexander Koch
  • Das Verhältnis der beteiligten Künstler, wie z.B. Peter Behrens, Hans Christiansen oder Joseph Maria Olbrich zu den Entwicklungen der Industriellen Revolution bzw. der anbrechenden Moderne
  • Europäische Künstlerkolonien im Vergleich
  • Ziele der Lebensreform um 1900

2. Architektur und Außenraum
Der Fokus der ersten Ausstellung „Ein Dokument Deutscher Kunst“ (1901) lag auf acht ganzheitlich gestalteten und voll eingerichteten Wohnhäusern, die sich in einer städtebaulich klaren Anordnung um das zentrale Ateliergebäude, das Ernst-Ludwig-Haus, gruppierten.
Der augenfälligste Gebäudekomplex der Mathildenhöhe ist der von Olbrich entworfene Hochzeitsturm mit dem Ausstellungsgebäude, der im Rahmen der „Hessischen Landesausstellung für freie und angewandte Kunst“ (1908) entstand. Diese Exposition zeigte u.a. auch eine Mustersiedlung mit sechs vollständig eingerichteten Kleinsiedlungshäusern. Die Miethäusergruppe mit Ateliergebäude (1914) Albin Müllers gab der Mathildenhöhe ihren nordöstlichen Abschluss. Mit der Ausgestaltung des Platanenhains zu einem Skulpturenpark durch Bernhard Hoetger im Zuge der letzten Ausstellung (1914) erhielt die Künstlerkolonie Mathildenhöhe eine starke freikünstlerische Ausprägung.
Mögliche Themen- und Fragestellungen, die sich an diesen Befund anschließen, sind:

  • Architektonische Impulse auf die Künstlerkolonie Darmstadt und ihre Rezeption im internationalen Vergleich
  • Zweckgebundenes Bauen: „Wohnen“, „Arbeiten“, „Ausstellen“
  • Gartenarchitektur und Lebensreform
  • Der Platanenhain als skulpturales Gesamtkunstwerk der Moderne

3. Innendekoration und Raumkunst
Die vier Ausstellungen mit den voll eingerichteten Wohn- und Künstlerhäusern waren inszenierte Lebenswelten und stellten beispielslose Neuerungen dar, die vielfach beachtet wurden und maßgeblichen Einfluss auf die weitere Entwicklung von Raumgestaltung und Design ausüben konnten.
Mögliche Themen- und Fragestellungen, die sich an diesen Befund anschließen, sind:

  • Architektur und Raumkunst als Gesamtkunstwerk
  • Die angewandte Kunst der Künstlerkolonie Darmstadt im Schnittpunkt der internationalen und nationalen Designentwicklungen
  • Handwerk und Ikonographie des Materials

4. Rezeption und internationale Wirkung
Von den Mitgliedern der Künstlerkolonie Darmstadt und ihren Werken auf der Mathildenhöhe sind weitreichende internationale Impulse für Architektur und Design im 20. Jahrhundert gesetzt worden.
Mögliche Themen- und Fragestellungen, die sich an diesen Befund anschließen, sind:

  • Vergleich mit anderen Stätten deutschland- und weltweit, die einen Bezug zur Entwicklung der Architektur im 20. Jahrhundert haben
  • Vergleich mit den Anfängen des Funktionalismus und Modernismus in Architektur und Design andernorts
  • Ziele des Deutschen Werkbundes und des Bauhauses Weimar / Dessau im Verhältnis zur Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe
  • Welchen Beitrag leisteten die Mitglieder der Künstlerkolonie nach ihrer Zeit in Darmstadt für die weitere Entwicklung der Moderne?

Die Tagung ist interdisziplinär angelegt. Es wird um Teilnahme von WissenschaftlerInnen aus den Disziplinen Architektur- und Kunstgeschichte, Denkmalpflege, Landschaftsarchitektur, Geschichte etc. gebeten.
Für die Vorträge sind max. 30 Minuten geplant. Hauptsprache der Veranstaltung ist Deutsch; es sind auch Beiträge in englischer Sprache willkommen.

Bitte senden Sie Ihr Exposé (max. 300 Wörter) für Ihren Vortrag in Deutsch oder Englisch bis zum 1. August 2015 an Dr. Inge Lorenz (inge.lorenz@darmstadt.de). Fügen sie bitte Ihren Namen, Ihre Institution und eine kurze Biographie bei.

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt übernimmt die Reise- und Übernachtungskosten. Referentenhonorare können leider nicht bezahlt werden.
Im Anschluss an die Tagung ist eine Publikation der Beiträge im Laufe des Jahres 2016 vorgesehen.

English Version

As part of the UNESCO World Heritage nomination of the Darmstadt Artists’ Colony on the Mathildenhöhe, the City of Science Darmstadt will organize – in cooperation with the German National Committee of ICOMOS and the Regional Office for Built Heritage Conservation in Hessian – a conference between 17 and 19 April 2016 with the working title of: “We have to build a town, a whole town.” – The Darmstadt Artists' Colony on the Mathildenhöhe.

The Darmstadt Artists’ Colony on the Mathildenhöhe with its buildings, public gardens, and works of art is a unique ensemble of experimental creation. It is an extraordinary document of the transition from Art Nouveau to Modernism in architecture, fine and applied arts, inspired by the International Reform Movement at the beginning of the twentieth century.
The Darmstadt Artists’ Colony was founded in 1899 by the art loving Grand Duke Ernst Ludwig of Hesse and by Rhine (1868-1937) in order to promote Hessian arts and crafts. Over the course of its 15 years of existence 23 artists were members of the Darmstadt Artists’ Colony. During this period an eminent architectural ensemble was created consisting of buildings, gardens, sculptures, and interior design in an all-embracing and innovative form.
Four exhibitions were held between 1901 and 1914 in which walk-in “lived” worlds as aesthetic works of art presented a completely new concept of architecture, interior design, and the shaping of landscapes. Here, artists reflected on the conditions of “living” and “working” at the beginning of modern age. By means of this programmatic analysis, the Mathildenhöhe was radiating decisive impulses for the development of architecture in the early twentieth century.

The following thematic sections are planned for the conference:

1. Sources and past history
The Arts & Crafts Movement, which originated as a reaction to the consequences of industrialization, was consciously taken up by Grand Duke Ernst Ludwig on the Mathildenhöhe in order to give a shape to ideas of the Reform-oriented living at a high artistic level, with experimental architecture and an innovative design.
Possible subjects and questions continuing these findings are:

  • The influence of the Arts & Crafts Movement in Europe
  • The significance of the periodicals edited by Alexander Koch
  • The relationship of the participating artists, such as Peter Behrens, Hans Christiansen or Joseph Maria Olbrich, with the developments of the Industrial Revolution or the dawning of Modernism
  • European artists’ colonies in comparison
  • Goals of the Life Reform Movement around 1900

2. Architecture and Exteriors
The focus of the first exhibition “A Document of German Art” (1901) presented eight fully designed and completely furnished homes grouped in a clear urban order around the central Studio Building, the Ernst Ludwig House.
The most prominent building complex on the Mathildenhöhe is the Wedding Tower with the Exhibition Hall, both created by Olbrich within the scope of the “Hessian Exhibition of Fine and Applied Arts” (1908). This exhibition also displayed a model housing estate with six fully furnished small houses. The Group of Tenement Houses with Studio Building (1914) by Albin Müller finally supplied the northern completion of the Mathildenhöhe.
With the shaping of the Plane Tree Grove into a sculpture park on the Mathildenhöhe by Bernhard Hoetger for the last exhibition (1914), the Darmstadt Artists’ Colony received an emphasis in the fine arts.
Possible subjects and questions continuing these findings are:

  • Influences on the architecture of the Darmstadt Artists’ Colony and its reception within an international comparison
  • Purpose-oriented construction: “residence”, “work”, “exhibition”
  • Landscape gardening and Life Reform
  • The Plane Tree Grove as a sculptural total work of art in Modernism

3. Interior design (“Raumkunst”)
The four exhibitions, with the fully furnished residential and artist’s homes, were “lived-in” worlds put on stage that represented unprecedented innovations that were taken note of and could exert a decisive influence on the further development of interior decorating and design.
Possible subjects and questions continuing these findings are:

  • Architecture and “Raumkunst” as a total work of art
  • The applied arts of the Darmstadt Artists’ Colony at the intersection between national and international design developments
  • Craft and iconography of material

4. Reception and international effect
Far-reaching international impulses for architecture and design in the twentieth century were sent out by the members of the Darmstadt Artists’ Colony and their works on the Mathildenhöhe.
Possible subjects and questions continuing these findings are:

  • Comparison with other sites in Germany and worldwide that have a connection to the development of architecture in the twentieth century
  • Comparison with the beginnings of Functionalism and Modernism in international architecture and design
  • Goals of the German Werkbund and of Bauhaus Weimar / Dessau with reference to the Darmstadt Artists’ Colony on the Mathildenhöhe
  • What was the contribution given by the members of the Darmstadt Artists’ Colony after their time at Darmstadt for the further development of Modernism?

The conference is intended to be interdisciplinary. We invite researchers and scholars within the disciplines of the history of architecture and the arts, the preservation of historic buildings and monuments, landscape gardening, history, etc.

The papers are scheduled for 30 minutes each. The main language of the conference will be German, however contributions in English are also welcome.
Abstracts of papers (max. 300 words) in German or in English will be accepted until the 1 August 2015 to Dr. Inge Lorenz (inge.lorenz@darmstadt.de). Please include your name, institution, and a short biography.

The City of Science Darmstadt will bear the costs for travel and accommodation. Unfortunately we cannot pay any fees for speakers.
Following the conference a publication of the contributions is planned in 2016.

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