Call for Papers

Call for Papers: Welche Denkmale welcher Moderne?, am 12. und 13. März in Dortmund

Einen ganz besonderen Call for Papers richtet der Forschungsverbund »Welche Denkmale welcher Moderne?« an Wissenschaftler und Graduierte. Sie sind eingeladen, ihre Forschungsergebnisse nicht in einem klassischen Vortrag, sondern in einer Postersession vorzustellen. Einsendeschluss: 1. Januar 2015

Im Forschungsverbund WDWM an der Bauhaus-Universität Weimar und der TU Dortmund arbeiten Wissenschaftler_innen aus Architektur, Denkmalpflege, Kunstgeschichte und sozialwissenschaftlicher Stadtforschung zu Bauwerken, Stadträumen und Theorieansätzen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Vor dem Hintergrund des wachsenden denkmalpflegerischen Interesses an den Bauten der 1960er und 1970er Jahre geht es um die Fragen, wie, warum und von wem die Architektur dieser Zeit wahrgenommen, wertgeschätzt und weiterverwendet wird. Untersucht werden die Inventarisations- und Erhaltungspraxis, Wertbildungs- und gesellschaftliche Aneignungsprozesse des „spätmodernen“ Architekturerbes und der Umgang mit Großobjekten als typischer Gattung dieser Epoche. Erstmals erfolgt im Rahmen des Verbunds auch eine nähere Untersuchung der Denkmalausweisung moderner Architektur in der DDR in den 1970er und 1980er Jahren.

Im Rahmen der Tagung berichten WDWM-Wissenschaftler_innen und Gäste aus ihren laufenden Projekten und stellen erste Ergebnisse zur Diskussion. Nachwuchswissenschaftler_innen aus allen Bereichen sind eingeladen, ihre Abschlussarbeiten oder Dissertationsvorhaben in einer Postersession vorzustellen. Willkommen sind Bewerbungen mit Projekten, die sich allgemein am Themenspektrum von WDWM oder speziell an den Sektionen der Tagung orientieren:

A1
Denkmalausweisung von Bauten der Moderne im internationalen Vergleich
Das Ringen um die Akzeptanz und denkmalpflegerische Erfassung von Nachkriegsbauten ist in vollem Gange. In den letzten Jahren wurde dazu viel publiziert, viel ausgestellt und einiges auch inventarisiert. Aber was genau? In dieser Sektion geht es um die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bestehender und geplanter Inventarisationsprojekte. Im Mittelpupnkt steht dabei die Frage nach den Kriterien und Kategeorien der Inventare.

A1.2
Denkmalausweisung von Bauten der Nachkriegsmoderne in der DDR
War die DDR Vorreiterin in Sachen Unterschutzstellung von Bauten der 1960er und 1970er Jahre? Mit Beginn der Ära Honecker kommt es ab 1971 zu gewichtigen staatspolitisch-ideologischen Richtungsänderungen. Man beginnt, architektonische Objekte mit Baujahren nach 1949, wie das Hochhaus an der Weberwiese, oder sogar nach 1960, wie den Berliner Fernsehturm, als Denkmale von internationaler und nationaler Bedeutung auszuweisen. Bei Denkmalen von regionaler Bedeutung ist eine noch stärkere Tendenz zur Zeitgenossenschaft feststellbar: auf den Bezirks- und Kreislisten werden auch Bauten aus den 1970ern verzeichnet – teils nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung. Diese Denkmale sollten gleich-zeitig als „Marksteine“ der DDR-Architekturgeschichte dienen. Die beobachtete Entwicklung ist eng verknüpft mit der Suche nach einer nationalen Identität sowie mit dem Aufschwung der Denkmalpflege auf internationaler Ebene ab den 1970ern. Dazu gehört auch die Institutionalisierung an den Hochschulen. Die Sektion beschäftigt sich mit diesen Aspekten der DDR-Denkmalpflege, fragt aber auch nach ähnlichen Entwicklungen in den „sozialistischen Bruderstaaten“.

A2
Denkmäler der Moderne und das Placemaking von Migranten
In einer immer stärker vernetzten und globalisierten Welt gelingt vielen Migranten der Spagat, in einer neuen Heimat die kulturellen Bezüge zu ihrer Herkunft lebendig zu halten. Moderne Kommunikations- und Transportmittel ermöglichen oftmals ein paralleles Leben in zwei oder mehr Kulturen. Aber welche Auswirkungen haben derartige transkulturelle Einflüsse auf das gesamtkulturelle Werte-Empfinden? Auf der Grundlage von Gedächtnistheorie, emotions- und stadtsoziologischen Theorien untersucht die Sektion die Beziehungen zwischen Migranten und der spätmodernen Architektur. Ein Schwerpunkt liegt auf der deutschen Zeitgeschichte und den Binnenmigrationsbewegungen von Kriegs-flüchtlingen nach dem Zweiten Weltkrieg, aber auch der Ansiedlung von Gastarbeitern. Viele Migranten haben die baulich-räumliche Umwelt seither entscheidend mitgestaltet. Lassen sich diese Einflüsse auch in der kollektiven Erinnerungskultur wiederfinden?

B1
Noch eine Erweiterung des Denkmalbegriffs? Bauten der Nachkriegszeit zwischen unbequemem Erbe und Authentizitätsversprechen
Ausgehend von den Debatten rund um das Europäische Denkmalschutzjahr 1975, das die Nachkriegsarchitektur erstmals – wenn auch nur als Negativfolie – einer konservatorischen Betrachtung unterzogen hat, beleuchtet die Sektion die wesentlichen Etappen denkmalpflegerischer Wertbildungsprozesse in der Nachkriegszeit im internationalen und interdisziplinären Vergleich (Archäologie, Archivwissenschaften, Museologie). Dabei kommen auch solche Positionen zum Tragen, die aus unterschiedlichen Gründen keinen Eingang in den common sense der Denkmalpflege gefunden haben, aber gewichtige Beiträge zur Formulierung einer zukunftsfähigen Konservierungspraxis geleistet haben. Gefragt wird nicht nur nach zu aktualisierenden Bewertungsstrategien und den Strukturen von Beteiligung in der Denkmalpflege, sondern auch nach der Rolle der Vermittlung und Kommunikation von Wertbildung in der Denkmalpflege. Wie werden Denkmale der Moderne wahrgenommen? Welchen Wert besitzt Nachkriegsarchitektur für die Gegenwart? Was ist Denkmalwert in Zukunft?

B2
Gebaute Großobjekte der Moderne – Denkmal, Mahnmal, Hypothek, Ressource?
Diese Sektion untersucht die besonderen Herausforderungen, die sich mit den gebauten Großstrukturen der Moderne stellen. Gefragt wird etwa danach, inwieweit große Volumen, Megastrukturen, Großformen und Bausysteme bereits in der Planung auf ihre Bewahrung bzw. Weiterentwicklung hin angelegt waren. Die zur Debatte stehenden Großobjekte übernehmen die Aufgaben ganzer Stadtviertel, sind zugleich aber als einheitliche architektonische Entwürfe konzipiert. Konventionelle Stadtviertel können ihre Integrität auch bei einem allmählichen Austausch der einzelnen Häuser und Nutzungen bewahren und sind dadurch sehr robust. Die Großstrukturen der 1960er und 70er Jahre haben sich hingegen als störanfällig erwiesen, wenn sie nicht in der ursprünglich konzipierten Weise weitergenutzt bzw. baulich integral erhalten werden können. Welche Werte werden aus städtebaulicher und denkmalpflegerischer Sicht heute mit diesen Bauten verbunden – und wie kann auch weniger Wertvolles sinnvoll weiterentwickelt werden?

Die Posterpräsentation findet am Nachmittag des ersten Tagungs-tages statt. Die Teilnehmer_innen stellen ihre Projekte in 10minütigen Kurzbeiträgen vor. Im Anschluss und während des zweiten Tagungstages sind die Poster noch ausgestellt und können in den Kaffeepausen diskutiert werden.

Bewerbungen, bestehend aus

- einem Abstract des (Forschungs-)Projektes (max. 500 Wörter)
- einem kurzen CV mit ggf. Publikationsliste (max. 1 Seite)

sowie Rückfragen bitte per Mail bis zum 1. Januar 2015 an kontakt@wdwm.info. Wir benachrichtigen Sie bis Mitte Januar 2015, ob Ihre Bewerbung angenommen wurde. Die Poster sollten im Format A1 angelegt sein und ausgedruckt mitgebracht werden. Nach Maßgabe der vorhandenen Mittel wird den ausgewählten Teilnehmer_innen eine Fahrtkostenpauschale gewährt.

Kontakt

Forschungsverbund WDWM
Welche Denkmale welcher Moderne? Erfassen, Bewerten und Kommunizieren des baulichen Erbes der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts
Bauhaus-Universität Weimar
Professur Denkmalpflege und Baugeschichte
Fakultät Architektur und Urbanistik
Geschwister-Scholl-Straße 8
99423 Weimar

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