Call for Papers

Call for Papers: Kolloquium: Henry van de Velde und die Idee des Gesamtkunstwerks, vom 4. bis 7. April 2013 in Weimar

Anlässlich des 150. Geburtstages Henry van de Veldes thematisiert die 12. Ausgabe des Internationalen Bauhaus-Kolloquiums die moderne Konzeption des architektonischen Gesamtkunstwerks im 20. Jahrhundert und seine Bedeutung für den aktuellen Architekturdiskurs. Einreichungsfrist für Abstracts: 15. Januar 2013

Wenngleich der »Hang zum Gesamtkunstwerk« (Szeemann) bis heute ein ständiger Begleiter architektonischer und künstlerischer Konzepte ist, scheint der Begriff selbst im aktuellen Architekturdiskurs kaum mehr eine größere Rolle zu spielen. Seit den traumatischen Erfahrungen mit den totalitären Regimen des frühen 20. Jahrhunderts besteht eine begründete Skepsis gegenüber dem Streben nach einer umfassenden oder gar monumentalen Gestaltung der Lebenswelt. Indessen lässt sich das Gesamtkunstwerk nicht ausschließlich auf bestimmte, tradierte Formen der politischen Repräsentation festlegen. Allgemein gesprochen, manifestiert sich darin weniger eine spezifische Ästhetik denn eine doppelte Strategie der Entgrenzung: Gegenüber der Gesellschaft behauptet es seit dem 19. Jahrhundert die Einheit von Kunst und Leben. Im Horizont der ästhetischen Moderne strebt es die Auflösung traditioneller Gattungsgrenzen an. Das Gesamtkunstwerk versteht sich damit einerseits als räumliche Gestaltung und andererseits als intermediale Konfiguration. Die Architektur ist für diesen Zusammenhang von zentraler Bedeutung. Als eine Kunst, die sich nolens volens mit dem Anspruch konfrontiert sieht, widersprüchliche Codes in eine gestalterische Einheit zu fassen (Eco), ist sie Bedingung und Form des Gesamtkunstwerks zugleich. Sie ist, mit Henry van de Velde gesprochen, »das Herz der wahren Einheitlichkeit der Künste.«

Das das Ideal einer absoluten Gestaltungsmacht dennoch bis heute als ein erstrebenswertes Ziel gilt, wirft die Frage nach der Bedeutung dieses Konzeptes in der Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts auf. Dabei scheint der besondere Reiz des Gesamtkunstwerks gerade in seinem utopischen Gehalt zu bestehen, der kaum in einem größeren Widerspruch zu den tatsächlichen Handlungsspielräumen des Architekten stehen könnte. Die »Sehnsucht nach dem Gesamtkunstwerk« (Fornoff) wird damit als treibende Kraft der architektonischen Praxis verstanden, obwohl sie sich nur selten in der Realität erfüllt. Darüber hinaus signalisieren Begriffe wie »corporate design« und »corporate architecture« mehr denn je den Wunsch nach einer umfassenden Gestaltung. Ebenso lässt sich jedoch nicht übersehen, dass die neue globalisierte Medienarchitektur die Widersprüche zwischen Ökonomie und gesellschaftlicher Öffentlichkeit ästhetisch aufzuheben sucht. Für die Architektur entstehen daraus Fragestellungen, die zu einer grundsätzlichen Reflexion ihres Selbstverständnisses anregen. Vor dem Hintergrund welcher sozialen, politischen und philosophischen Umwälzungen ist das Konzept des modernen Gesamtkunstwerks ursprünglich entstanden? Inwiefern prägen Entwurfswerkzeuge und Medien das Verständnis der Architektur als Gesamtkunstwerk oder gar als »totale Architektur«(Gropius)? In welchem Verhältnis stehen die jüngeren Architekturtheorien einer neuen Aura, Präsenz und ästhetischen Unmittelbarkeit zu den ästhetischen Strategien des Gesamtkunstwerks? Und schließlich, inwiefern stellen gesamtkünstlerische Utopien und Visionen ein gegenüber den herrschenden politischen Verhältnissen notwendiges Korrektiv dar, das überhaupt erst eine kritische Haltung in der Architektur erlaubt?

Neben etwa 20 geladenen Vorträgen werden im Rahmen der Workshops, einer Plattform zur lebhaften Diskussion zwischen Nachwuchswissenschaftlern und etablierten Experten, jeweils vier bis sechs Kurzvorträge diskutiert. Die Themenschwerpunkte der Workshops sind im Folgenden genannt:

  • Totalität / Fragment
  • Utopie / Kritik
  • Medium / Aura
  • System / Theorie

Um sich für eine Präsentation zu bewerben, senden Sie bitte eine Kurzfassung von max. 300 Worten, zusammen mit einem kurzen Lebenslauf, bis zum 15. Januar 2013 an bauhaus-kolloquium@uni-weimar.de

Weitere Informationen finden Sie hier.

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